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Vereinsmitglieder zweiter Klasse

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Da kann man doch schon mal erfreut mitjubeln: Der grüne Sportminister Werner Kogler beglückte mitten in den Herbstferien die interessierte Öffentlichkeit mit der Meldung, dass sich dank der Aktion "Sportbonus" 38.256 neue Mitglieder bei heimischen Sportvereinen angemeldet hätten. Bei dieser im September gestarteten "Mitglieder-Rückgewinnungsaktion" werden allen Vereins-Neulingen respektive -Rückkehrern nach den Corona-Pausen bis zu drei Viertel des Mitgliedsbeitrages (maximal 90 Euro) erstattet. Klingt doch toll, oder?

Die Sache hat freilich einen Haken. Denn bei dieser Füllhorn-Aktion hat der Sportminister eine Kleinigkeit vergessen - nämlich die bestehenden Mitglieder, die ihrem Verein in schwierigen Zeiten die Treue gehalten haben, weiter brav ihren Beitrag gezahlt haben, obwohl sie in drei Rumpfsaisonen weniger trainieren und kaum Matches absolvieren konnten. Ohne sie wäre die rot-weiß-rote Vereinslandschaft heute eine andere, weil unzählige Klubs schlicht pleite wären, wenn alle ihre Beitragszahlungen eingestellt hätten. Wer etwa zwei Kinder in einem Fußballverein angemeldet hat, kommt seit Corona auf mehr als 1000 Euro an Klub-Beiträgen. Doch ausgerechnt diejenigen, die in solch schwierigen Zeiten (in Eigenregie) darauf geschaut haben, dass die Kinder sportlich aktiv bleiben und den entrückten Verein wie selbstverständlich weiter sponsern, schauen jetzt beim "Sportbonus" durch die Finger. Warum man von Staats wegen lieber erwachsene Neuanfänger (etwa eines Yogaklubs) stützt als am Sport drangebliebene Kinder, weiß wohl nur der Sportminister.

Da vom 9-Millionen-Topf ohnedies erst 1,9 Millionen Euro ausgeschüttet wurden, wäre noch genügend Zeit, umzudenken. Denn viele kommen sich gefrotzelt vor, wenn sie statt bedankter Systemstützen wie Vereins-Mitglieder zweiter Klasse behandelt werden.