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"Was geht, das geht", geht nicht

Von Christoph Rella

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"Jede Technologie, die zum Zwecke der Überwachung und Kontrolle kolonisiert werden kann, wird, was immer auch ihr ursprünglicher Zweck war, zum Zwecke der Überwachung und Kontrolle kolonisiert." So lautet das dritte "Zuboff’sche Gesetz" der US-Ökonomin Shoshana Zuboff. Und die Frau hat recht. Auf gut Österreichisch könnte man übersetzen: "Was geht, das geht." Oder: "Wo kein Richter, da kein Henker." Die Autorin macht mit der Aussage deutlich, dass jeder, der digital arbeitet und kommuniziert, fast ausnahmslos überwacht wird. Nicht, weil das, was die Nutzer machen, so interessant wäre, sondern weil es schlicht geht.

Dabei ist das Phänomen, dass vieles, "das geht", ungeachtet höchster moralischen Bedenken einfach gemacht wird, nicht nur bei Google, Facebook, Amazon und Co. zu beobachten, sondern auch bei den Medien, allen voran beim Boulevard. Das beweisen nicht zuletzt die regelmäßigen Rügen des Presserats - so wie etwa jene gegen "Krone.at". Die Redaktion hatte im Zuge der Fußball-EM Nahaufnahmen des auf dem Spielfeld kollabierten dänischen Fußballers Christian Eriksen und seiner weinenden Freundin veröffentlicht und, wie es in dem Urteil heißt, damit den Persönlichkeitsschutz und die Intimsphäre der beiden verletzt.

Was hier passiert ist, war - frei nach Zuboff - eine Kolonisierung der Presseberichterstattung zum Zwecke der Generierung einer schnellen Schlagzeile und damit von Clicks. Das Unheimliche an dieser Art von Journalismus ist, dass man sich selbst hier als Überwachter und Kontrollierter vorkommt. Und das ist wohl der schlechteste Eindruck, den ein Medium hinterlassen kann.