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Alles ist Kultur und eh schon wurscht

Von Edwin Baumgartner

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Edwin Baumgartner.

Bernhard Zangerl, Chef des in der Corona-Pandemie nicht nur wegen der Cocktails international bekannt gewordenen Ischgler Après-Ski-Lokals "Kitzloch", hat sich für den unbedingten Erhalt der "Kultureinrichtung" Après-Ski ausgesprochen. Aprés-Ski sei, so Zangerl, nämlich so "wichtig wie der Opernball".

Damit hat Zangerl, der, es sei ihm unbenommen, um sein Lokal kämpft, inhaltlich zweifellos recht.

Obwohl es Menschen geben soll, die den Opernball für wichtig halten. Es soll ja vereinzelt sogar welche geben, die ihn allen Ernstes für Kultur halten.

Wienerisch gesagt: Eh scho ollas wuascht. Denn alles ist Kultur, was einer zu Kultur erklärt.

Die Absatzlänge in diesem Herbst: Kultur.

Hiphop: Kultur.

Das Tattoo auf der linken Gesäßbacke: Kultur.

Das auf Instagram gepostete Foto davon: Kultur.

Weil halt Österreich ein ganz totales Kulturland ist. Von der Mozartkugel bis zur "Zauberflöte" ist alles Kultur in Österreich. Völlig unterschiedslos.

Nur, wenn es ums Budget geht und um die Entlastungszahlungen der durch die Corona-Pandemie verursachten Ausfälle, da ist nicht mehr alles Kultur. Da kann manch eine Kleinbühne und manch ein Schauspieler, der seine Engagements verloren hat, schauen wo sie bleiben oder demütig bitten und betteln gehen.

Aber vielleicht sind ja auch Bittgänge Kultur.

Immerhin ist es ja auch das Après-Ski.