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Sie nennen ihn Freedom

Von Tamara Arthofer

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WZ Tamara Arthofer
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Dass Sportler ihre politischen Ansinnen öffentlich kundtun, war lange Zeit verpönt - wenn auch nicht gar so ungewöhnlich, wie es manch Verantwortungsträger gerne hätten. Erst mit der "Black-Lives-matter-Bewegung" hat die Politik in großem Stil den Sport erfasst, wohingegen die meisten anderen Anliegen im Verborgenen blieben. Der Basketballer Enes Kanter aber setzt jetzt ein weithin sicht- und hörbares Zeichen. Denn wann immer sein Name in der NBA künftig ausgerufen wird, wird er es als "Enes Kanter Freedom" tun.

Der aus der Türkei stammende Spieler, dessen Pass 2017 nach seiner öffentlichen Kritik am dortigen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan beziehungsweise seinem Bekenntnis zum islamischen Prediger Fethullah Gülen eingezogen worden war und der seitdem als staatenlos gilt, ist neuerdings US-Staatsbürger und hat den Antrag auf Namensänderung erfolgreich eingebracht.

Nun kann man zu den Ansichten des 29-Jährigen beziehungsweise zur Gülen-Bewegung stehen, wie man will. Doch das Recht auf "Freedom" kann man wohl keinem Sportler verwehren - und auch nicht darauf, sich politisch zu äußern. Für den Sport wurde dadurch eine Büchse der Pandora geöffnet, der er sich stellen muss.

Dazu gehören auch die anhaltenden Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen in diversen Ausrichterländern, die man bisher stets abzuschmettern versucht hatte. Es folgen die Olympischen Spiele in Peking und die WM in Katar. Von Freedom ist man da wie dort weit entfernt. Und das dürfen Sportler, denen bisher meist ein Maulkorb umgelegt worden war, nun auch ganz offiziell sagen.