Zum Hauptinhalt springen

Keine Spur von "Entschädigung"

Von Tamara Arthofer

Kommentare
WZ Tamara Arthofer
WZ Tamara Arthofer
© WZ

Jetzt also doch: Nach einem langen Rechtsstreit entschied ein Gericht, dass die Opfer des früheren US-Turn-Teamarztes Larry Nasser insgesamt 380 Millionen Dollar als Entschädigung bekommen. Von später Genugtuung, Wiedergutmachung und Schadenersatz wird vielfach gesprochen.

Doch eigentlich sollte von keinem davon die Rede sein. Zum einen dauerte der Missbrauch viele Jahre lang an und betrifft insgesamt hunderte Frauen, an denen sich Nasser unter dem Deckmantel "medizinischer Untersuchungen" vergangen hat - was ihm eine bis zu 175 Jahre währende Haftstrafe eingebracht hat -, zum anderen kann der Schaden, den er mit seinen Übergriffen, oftmals an Minderjährigen begangen, verursacht hat, niemals wiedergutgemacht werden (auch wenn 380 Millionen Dollar eine erkleckliche Summe sind). Drittens mussten die Frauen ihr Martyrium durch langes Leugnen und (amtlich bekundete) Vertuschungen sowie das Tauziehen um die "Entschädigung" stets aufs Neue durchleben. Das unterscheidet sie nicht von vielen anderen Gewaltopfern.

Doch dass der Sport ein systemisches Problem mit Macht und Missbrauch hat, sollte mittlerweile bekannt sein, zahlreiche erst in den vergangenen Jahren sachte ans Licht der Oberfläche gespülten Fälle dokumentieren dies - auch wenn der Nachweis im Nachhinein nur schwer erbracht werden kann und die Öffentlichkeit sich scheut, vermeintliche Helden zu entheroisieren.

Genau das wäre aber nötig, um Gewaltspiralen zu durchbrechen - genauso, wie es präventive und aufklärerische Maßnahmen davor sind. Bei Nasser und in vielen anderen Fällen passierte das zu spät und zu halbherzig. Das können auch Millionen Dollar nicht wiedergutmachen. Bestenfalls kann man für die Zukunft daraus lernen. Mit "Jetzt also doch" ist es nicht getan.