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Sofia Goggias präolympische Unvernunft

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Sofia Goggia ist zweifelsohne die schnellste Frau auf zwei Brettern im alpinen Skizirkus - aber auch jene, die es mit dem Risiko oft ein wenig übertreibt und sich dann statt auf dem Siegerstockerl im Sicherheitsnetz wiederfindet. Schon vor einem Jahr bezahlte die Italienerin bitter dafür, als sie sich unmittelbar vor der Once-in-a-Lifetime-Heim-WM in Cortina verletzte (Fraktur des Schienbeinkopfes). Wohlgemerkt auf einer Nebenpiste im Zuge der Rennen in Garmisch; also bei etwas, wo es eigentlich - im Verhältnis zu Gold, Silber und Bronze - um nichts ging. "Ich habe keine Tränen mehr übrig", schrieb sie damals - und die Skiwelt fühlte mit ihr.

Doch ob sie daraus gelernt hat, darf stark bezweifelt werden. Denn nun, endlich in Cortina angekommen, ging es im Vergleich zu olympischem Edelmetall wieder um nichts. Dennoch bretterte die 29-Jährige nach ihrem Abfahrtssieg auch am Sonntag im Super G über die wellige Tofana. Und bekam dafür neuerlich die Rechnung präsentiert: Sturz, Knieverletzung, drohendes Olympia-Aus. Und damit stehen die Vorzeichen, ihr Abfahrtsgold in Peking zu verteidigen, denkbar ungünstig. Ihr bisher einziges Gold übrigens - eine erstaunlich magere Ausbeute für ein derart großes Skitalent. Aber zu einem Star gehört halt ein bisschen mehr, als nur schnell zu Tale zu rasen - Köpfchen zum Beispiel. Und die richtige Balance, zu wissen, wann und wo man besser mal Tempo rausnimmt, statt Kopf und Kragen zu riskieren. Man muss schließlich auch an das Danach denken.

Lindsey Vonn, die ähnlich oft abgeflogen ist wie Goggia, aber deutlich mehr gewonnen hat, sei ihr ein mahnendes Beispiel. Als Quasi-Sportinvalidin mit ständigen Knieschmerzen, und das drei Jahre nach dem Rücktritt. "Wir alle bringen Opfer für den Erfolg - und das ist leider eines meiner Opfer", meinte die 37-jährige US-Amerikanerin soeben.