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Die Mozartwoche: Wirklich unrettbar?

Von Christoph Irrgeher

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Christoph Irrgeher.

Journalisten sind Menschen, die "nachher alles vorher gewusst haben", hat Karl Kraus gesagt. Recht hat er. Wenn die Fakten erst mal auf dem Tisch liegen, nehmen Kolumnisten gerne die "Ich hab’s ja immer gesagt"-Haltung ein und vergessen die Nebel der Ungewissheit, durch die sich Entscheidungsträger gequält haben - Schwerarbeit, gerade in Corona-Zeiten.

Dennoch sei es erlaubt, im Nachhinein einen Ratschluss zu tadeln. Nämlich die Absage der Salzburger Mozartwoche, jenes Festivals, das bis Anfang Februar hätte laufen sollen. Intendant Rolando Villazón hat das Total-Storno Anfang Jänner mit düsteren Prognosen begründet: Die Omikronwelle würde sich bis Monatsende auf ein Höchstmaß türmen; pro Berufssparte könnten 20 Prozent ausfallen, strikte Maßnahmen drohen.

Nun ist die Lage derzeit echt nicht rosig: Die Staatsoper konnte einen "Peter Grimes" nur durch Mitglieder des Schönberg-Chors retten, das Theater an der Wien verschiebt seine "Jenůfa"-Premiere, im Raimund Theater muss "Miss Saigon" bis 16. Februar pausieren. Stimmt zwar: Für die Mozartwoche wären Covid-Ausfälle noch tückischer. Sie könnte keine zeitnahen Alternativtermine bieten, sondern höchstens aufs 2023 verschieben. Dennoch: Omikron kam nicht über Nacht angerauscht. Und es war schon länger klar, dass Corona auch heuer stören würde. Es bleibt somit ein Rätsel, warum Salzburg nicht zumindest einen reduzierten Plan B vorgestellt hat: ein Mozartwöchlein, wie es schon 2021 notgedrungen abgehalten wurde. Stattdessen ist man heuer spät im ganz großen Stil eingeknickt.