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Alles ist Ukraine

Von Edwin Baumgartner

Kommentare
"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Edwin Baumgartner.

- Wir müssen ein Zeichen setzen. Unsere Konzertprogramme müssen ukrainischer werden. Ich sag’ nur: Sommernachtskonzert, Schönbrunn.

- Eh klar.

- Welche Komponisten kämen für uns in Frage?

- Also: Alemdar Karamanow, Boris Lyatoschinski, Nikolai Roslawez, Walentyn Silwestrow . . .

- Alles modernes Zeug!

- Na ja, was ist schon "modern"?

- Also, wir machen das so: Wir nehmen einen Beethoven, den spielen wir gern, und die Leut’ hören ihn gern . . .

- Nur Ukrainer war er keiner . . .

- Hat sicher ukrainische Freunde gehabt. Dann Dvořák und Rossini.

- Verstehe: ukrainische Freunde.

- Haufenweise. Weiter: Saint-Saëns . . .

- Ukrainische Freunde . . . ?

- Jede ukrainische Balletttänzerin macht seinen "Schwan". Und einen Smetana nehmen wir dazu.

- Auch kein Ukrainer . . .

- Wäre er Ukrainer gewesen, hätte er die "Verkaufte Braut" auf Ukrainisch geschrieben, und das wäre dann die ukrainische Nationaloper geworden. Obendrein machen wir eh auch was vom Mykola Lysenko. Der war ein echter Ukrainer.

- Mit einem Geniestreich?

- Sein Viereinhalb-Minuten-Walzer stört wenigstens nicht weiter.

- Das nenne ich ein Programm mit Ukraine-Schwerpunkt!

- Eben. Alles ist Ukraine. Aber bei der Programmverlautbarung nicht das Wort "europäisch" vergessen!

- Wie wär’s mit: "Europäisch-ukrainischer Fokus"?

- Super! Genau so geht die künstlerische Zeichensetzung!