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Für ein generisches Femininum

Von Christoph Irrgeher

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Christoph Irrgeher.

Wer sich die Zeit vertreiben will, kann auf orf.at eine Art Fehlersuchspiel betreiben. So rührend sich das Portal darum müht, nur ja nie die weibliche Form eines Berufsstands oder einer Nationalität zu unterschlagen: Ab und zu geschieht es doch. Ha! Werden in einem Artikel doch glatt nur die "OSZE-Beobachter" erwähnt, nicht "die OSZE-Beobachter und OSZE-Beobachterinnen".

Natürlich: Die Gendering-Debatte ist steinalt, und sie ist auf allen Niveaus erschöpfend geführt worden, mit groben Machorülpsern und mit feinen Klingen. Doch die Lage hat sich in den 20 Vorjahren geändert. Einst nur in Uni-Magazinen daheim, ragt das Gendering heute in den Sprachalltag hinein und hat einen Wildwuchs an Varianten hervorgebracht, gespickt mit Satzzeichen. Da gibt’s Journalist*innen, JournalistInnen, Journalist:innen, Journalist_innen . . . ächz. Das harrt doch einer Regelung.

Gendering ist umständlich, es erzwingt hässliche Wortwiederholungen. Und: Es widerspricht dem Österreichischen Wörterbuch, das bis heute am generischen Maskulinum festhält, was also bedeutet: Bei den "Ärzten" sind die "Ärztinnen" mitgemeint. Das mögen heute nicht mehr alle? Akzeptiert. Darum der Vorschlag zur Güte: Die Einführung eines generischen Femininums. Radikal? Vielleicht. Doch dann würden Wörter wieder wie im Wörterbuch geschrieben, das Zeichengemurks wäre vorbei, und ehrlich: Ob meine Geschlechtlichkeit nun dezidiert erwähnt oder bloß per Sprachkonvention mitbedacht wird, ist zumindest mir schnurzegal.