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Das Risiko der Männlichkeit

Von Eva Stanzl

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Testosteron ist ein besonderer Stoff. Das komplexe Molekül mit der Summenformel C19H28O2 ist ein wirkmächtiges Hormon, das vor allem mit männlicher Sexualität assoziiert wird, dem aber auch eine ganze Reihe anderer Wirkungen zugeschrieben werden, auch solche psychischer Natur. Ein hoher Testosteronspiegel geht - so zeigen Studien - mit erhöhter Aggressivität, Dominanz, Risikobereitschaft und Selbstüberschätzung einher. Das führt nicht nur immer wieder mit erhöhter Geschwindigkeit in den Straßengraben, es ist offenbar auch in anderer Hinsicht ungesund: Eine Studie der Krankenhaus-Gruppe Orlando Health in Florida zeigt, dass Männer nicht nur die Haftreibung ihrer Reifen, sondern auch ihre Gesundheit überschätzen. Von 893 US-Staatsbürgern sahen 33 Prozent keine Veranlassung, zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen. 65 Prozent zeigten sich überzeugt, von Natur her gesünder als alle anderen zu sein, und zwei von fünf räumten ein, die Gesundheit ihrer Haustiere sei ihnen wichtiger.

Das hat Implikationen für die Volksgesundheit, denn dieses Phänomen ist auch hierzulande bekannt. Frauen nehmen regelmäßiger an Vorsorgeuntersuchungen teil als Männer. Will man also die schwache Performance des starken Geschlechts in dieser Hinsicht verbessern, genügt es nicht, bloß die medizinische Infrastruktur bereitzustellen. Es muss vor allem auf der Seite der Bewusstseinsbildung etwas getan werden, und das möglichst früh. Aufklärung schon in die Lehrpläne der Schulen aufzunehmen wäre ebenso ein Weg wie gute Werbekampagnen.