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Gelbe Anarchie und ihre Folgen

Von Christina Böck

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Da hat man einen harten Bürotag gehabt, so einen mit Terminen und Hose anziehen. Also nicht nur Hose, sondern auch Sakko. Und dann ist endlich Feierabend und man denkt sich, hach, zur Belohnung geh ich noch ins Kino und schau mir den neuen Minions-Film an. In Großbritannien wird man da eine böse Überraschung erleben. Denn in manchen Kinos werden einen die Angestellten mustern und sagen: Leider, leider, aber mit Anzug kommen sie hier nicht rein.

Ja, wie jetzt? Gibt es neuerdings einen Dresscode für den Animationsfilm rund um die gelben dübelförmigen Cartoonfiguren? Muss man ausnahmslos in gelben Shirts mit blauer Latzhose erscheinen? Das wäre zwar eine charmante Idee; allein, sie ist nicht der Grund für die Anzug-Diskriminierung. Schuld ist der TikTok-Trend "Gentleminions": In Videoclips im Netz sind Gruppen von jungen Menschen in schwarzen Anzügen zu sehen, die sich den Film im Kino ansehen. Leider auch einige, die sich schlecht benehmen und randalieren - daher der Kinobann.

Warum sie sich in feines Tuch hüllen, ist ein wenig mysteriös. Eine Interpretation bezieht sich auf die Feststellung, die die Anzugträger machen: "Endlich sind fünf Jahre Wartezeit vorbei." Der lange Abstand zwischen dem ersten Minions-Film und dem jetzigen habe dafür gesorgt, dass Fans der gelben Teewürstel schon ein wenig aus dem Zeichentrickalter herausgewachsen seien. Sie wollen wohl demonstrieren, dass sie das nicht anficht. Denn kann man je zu alt für Anarchie sein?