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Demir - Ende eines Missverständnisses

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Über den Wechsel von Yusuf Demir vom SK Rapid zum türkischen Rekordmeister Galatasaray Istanbul wird heftig diskutiert - zu Recht. Einerseits passiert der Transfer mitten in der grün-weißen Krisenzeit, die nun auch noch Sportdirektor Zoran Barisic erfasst, weil er den Rohdiamanten ohne Geldnot um sechs Millionen Euro ziehen ließ; andererseits wundert sich Fußball-Österreich schon sehr, dass sich der 19-Jährige, der nicht ganz zu Unrecht als eines der größten Talente des Landes bezeichnet wird, in Hütteldorf nicht und nicht durchsetzen konnte, aber nun in der Heimat seiner Vorfahren plötzlich reüssieren soll. Und überdies darf man die Frage stellen, ob es tatsächlich der Herzenswunsch des Teenagers ist, nach Istanbul zu übersiedeln, und nicht etwa jener seiner Großfamilie und unzähligen Berater, die an den Millionen für den "Goldjungen" gerne mitnaschen wollen.

Faktum ist, dass Demir lange am gescheiterten Engagement in Barcelona kiefelte, wo er zunächst eine ungesunde Verklärung erlebte (selbst ein ORF-Kommentator bezeichnete ihn als "neuen Messi"), ehe er den Intrigen um die maroden Finanzen der Katalanen zum Opfer fiel. Zurück in Wien vermochte er aber viel zu selten aufzuzeigen und seine Ausnahmestellung zu rechtfertigen - auch ÖFB-Legende Andreas Herzog forderte zuletzt: "Da muss jetzt so langsam mehr kommen. Er muss den Hype rechtfertigen." Ehe er dann Rapid zum 1:0-Sieg gegen Altach schoss.

Demir wäre freilich nicht der erste Weltstar-in-spe, der aufgrund mangelnder Einstellung oder falscher Entscheidungen jäh in der Versenkung des Weltfußballs verschwindet. Die beste Adresse, um ihn von einem Jahrhunderttalent zu einem Ausnahmespieler zu formen, wäre übrigens nur 250 Kilometer westlich gelegen. Aber Red Bull Salzburg wird womöglich gute Gründe gehabt haben, Demir nicht zu verpflichten.