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Causa Milletich: Externe Aufklärung im ÖFB nötig

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Im ersten Jahr seiner Amtszeit ist ÖFB-Präsident Gerhard Milletich durch ungelenke Auftritte, ungeschickte Aussagen und eitle Selbstdarstellung aufgefallen - dem Trainer-Coup Ralf Rangnick zum Trotz. Und nun hat er auch noch handfeste Korruptionsvorwürfe am Hals. Kurz zusammengefasst, soll der burgenländische Medienmogul in seiner Funktion als ÖFB-Boss Inserate für eine seiner Postillen gekeilt haben - von ÖFB-Sponsoren. Nun mag derlei Vermantschung von Ehrenamt (ÖFB) und Beruf (u.a. Bohmann-Verlag) früher zum guten respektive schlechten Ton gehört und niemanden sonderlich interessiert haben, in Zeiten von zum Rücktritt gezwungenen Bundeskanzlern ("Inseratenaffäre"), abtretenden Medien-Chefredakteuren wegen unsauberer Praktiken sowie einer mit hoher Wahrscheinlichkeit "gekauften" Katar-WM muss der oberste Repräsentant von Fußball-Österreich aber über jeden Zweifel erhaben sein.

Allerdings muss man angesichts Milletichs Aussagen eher zweifeln, ob er das Problem an sich erkannt hat - vielmehr scheint er in der Ära des Roten Wien von Häupl/Faymann zu verharren, als die Bohmann-Druckerpressen die Drehscheiben für die bunten Werbepostillen wurden und beständig für Kritik wegen Schönfärberei und Steuergeldverschwendung gesorgt haben.

Milletich muss nicht nur dringend für Aufklärung sorgen, sondern auch dafür, dass endlich auch im ÖFB strenge Compliance-Regeln eingeführt werden. Aufklärung kann aber nur über ein externes Expertengremium erfolgen, das Zugang zu allen Unterlagen erhält. Wenn jedoch Milletich meint, ein (gerichtlicher) Rachefeldzug gegen kritisch berichtende Medien wäre der bessere Weg, wird er nicht nur alle Medien gegen sich aufbringen, sondern auch jene Personen im ÖFB-Präsidium, die ihm (noch) die Stange halten.