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Die Leiden des jungen Strolz

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Ausgerechnet dort, wo vor genau einem Jahr eines der schönsten Skimärchen der rot-weiß-roten Alpingeschichte seinen Ausgang genommen hatte, musste der einstmals strahlende Held am Sonntag verzweifelt nach Antworten ringen. Vierter Weltcup-Slalom - vierter Ausfall für Johannes Strolz. In Adelboden war es schon beim vierten Tor des zweiten Laufes ein simpler Innenskifehler, der die Misere des 30-jährigen Vorarlbergers prolongierte. Zuvor war ihm in Madonna eine unter den Belag gerutschte Stange zum Verhängnis geworden - was man unter die Kategorie "Pech" einordnen muss. Kein Glück hatte er wiederum bei den Torläufen in Val d’Isere (Einfädler) und Garmisch-Partenkirchen (Ausrutscher), wo Strolz ebenso das Ziel nicht sah.

Perdu das ganze Selbstvertrauen, das er im vergangenen Winter mit doppeltem Olympiagold in Peking (Kombination und Team) sowie Silber im Spezialslalom angehäuft hatte; abgeebbt die gewaltige Erfolgswelle, auf die der Olympiasieger-Sohn aus dem Ländle vom längst abgeschriebenen Talent, das seine Skier schon selber präparieren musste, gesurft ist.

Die Ursache für die Negativspirale kennt Strolz freilich ganz genau - schließlich hat er das (schnelle) Skifahren ja nicht verlernt. "Es ist sicher eine Kopfsache, weil im Training habe ich eigentlich eine gute Stabilität." Daher kann er sich nur "selber aus dem Sumpf wieder rausziehen", wie Strolz messerscharf analysierte. Und dabei anfügte, durchaus den Vorteil zu haben, Erfahrung mit solchen Krisensituationen zu haben.

Das mag helfen - und auch wieder nicht. Denn sein Schicksal erinnert ein wenig an Mario Matt, der nach seinem Slalom-Olympiasieg 2014 eigentlich voll angreifen wollte, dann aber in der nächsten Saison in den ersten fünf Slaloms ausschied. Und dann völlig entnervt war. Auch Marcel Hirscher bekannte damals im Interview mit der "Wiener Zeitung", vor einem solchen Szenario nicht gefeit zu sein, da "der Sport sehr auf die Spitze" getrieben ist. "Wenn da eine Kleinigkeit nicht funktioniert, funktioniert gleich alles nicht mehr." Und was kann man dann dagegen machen? - "Nichts."