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Menschen, die Kunst erstechen

Von Christina Böck

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Es hat noch selten einen Mob gegeben, der als besonders kunstsinnig aufgefallen wäre. Jair Bolsonaros Anhänger, die am Sonntag Regierungsgebäude in Brasilia gestürmt haben, machen da keine Ausnahme und dürften besonders wenig von Kunst gehalten haben. Immer länger wird derzeit die Liste von Werken, die bei dieser Aktion beschädigt oder gar zerstört wurden. Im Planalto-Palast wurde auf das Bild "As Mulatas" von Emiliano Di Cavalcanti, ein bedeutendes Werk des brasilianischen Modernismus, das etwa 1,4 Millionen Euro wert ist, sieben Mal brutal eingestochen. Di Cavalcanti widmete sich in seiner Kunst den Randgruppen der Gesellschaft. Eine Skulptur ("O Flautista" von Bruno Jorge) wurde komplett zerstört, kann nicht mehr rekonstruiert werden. Beschädigt wurde außerdem eine Uhr aus der Werkstatt von Balthazar Martinot, dem Uhrmacher des französischen König Louis XIV. Sie war ein Geschenk Frankreichs an König Dom Joao V., ihr Pendant steht in Versailles. Sie zu reparieren, wird überaus schwierig werden.

Der Kunstkurator des Planalto-Palastes, Rogério Carvalho, hat nach einer ersten Bestandsaufnahme gesagt: "Der Wert dessen, was zerstört wurde, kann nicht bemessen werden, wegen der Geschichte, die es repräsentiert."

Und das ist auch der springende Punkt: Menschen, denen ihre (Kunst-)Geschichte egal ist, die nichts daran finden, Zeugnisse und Reflexionen der Historie zu zerstören, die sind die Gefährlichsten.

Das weiß man aus der Geschichte.