Zum Hauptinhalt springen

Die Lehren aus der "ORF-Radler-Affäre"

Von Christian Mayr

Kommentare
WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

ORF-Sportreporter Peter Brunner kann einem fast leidtun. Einmal beim Simultanübersetzen einen Fehler gemacht - schon ergießt sich Spott und Häme über ihn. Es war freilich ein peinlicher Lapsus bei einem noch dazu sensiblen Frauenthema, der dem Kollegen da passiert ist: Als Ski-Star Mikaela Shiffrin (kichernd) über ihre Probleme mit dem "monthly cycle" sprach, übersetzte Brunner das mit "Radfahren jedes Monat". Jetzt könnte man ihm natürlich auch dankbar sein, weil das Tabuthema Monatszyklus im Sport dadurch enorme Aufmerksamkeit erfahren hat - allerdings hat das Ganze noch eine andere Dimension.

Denn vom ORF ist bis dato keine Entschuldigung respektive Korrektur dazu gekommen - auf keinem der vielen Kanäle. Und das ist ein gewaltiges Problem! Denn wenn Fehler passieren, sollen diese auch angesprochen werden - wie es etwa bei jedem Qualitätsblatt in Österreich üblich ist. Nur im öffentlich-rechtlichen TV ist das leider anders. Und gerade im ORF-Sport hätte es dazu zuletzt jede Menge Anlässe gegeben - und damit sind nicht die vielen Verhaspler von Anchorman Rainer Pariasek gemeint, die manche gar kultig finden (in Kitzbühel sprach er jüngst von den "Futures for Friday"): Auf der Streif wurde etwa die Sensationsfahrt von Florian Schieder auf Rang 2 verpasst, weil ein aufgezeichnetes (!) Interview eingespielt wurde; und im WM-Finale verschlief Oliver Polzer Lionel Messis 3:2, weil es "eh sicher" Abseits gewesen sei.

Das nur die zwei gröbsten Schnitzer aus einer Reihe von Unzulänglichkeiten, die zuletzt bei ORF-Sportübertragungen aufgefallen sind. Niemand ist unfehlbar, aber auch niemandem fällt ein Zacken aus der Krone, wenn er das auch offen zugibt. Erst recht, wenn man anderen Medien (Personen, Politikern) die Faktenchecker raufhetzt, um sie der Falschinformation zu bezichtigen, aber zu eigenen Fehlern immer nur dröhnend schweigt.