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Ist das jetzt echt oder nicht?

Von Christina Böck

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In Sue Townsends Satire "The Queen and I" zog die Royal Family in eine Arbeitersiedlung und musste sich mit ganz normalen Menschen aus dem Grätzl herumschlagen. Auch aus Großbritannien kommt jetzt eine ähnliche Serie: In der Comedy "Deep Fake Neighbour Wars" wohnen sogar noch mehr Celebrities gemeinsam in einer Nachbarschaft, also eigentlich wohnen da nur Berühmtheiten. Und zwar echte - denn die Sendung ist nicht eine weitere Reality-Show, in der Mittelprominente kurz das Abstellgleis verlassen dürfen. In der "Stella Street" wohnen Nicki Minaj, Greta Thunberg, Fußballer Harry Kane, Idris Elba. Wie das geht? Nun ja, mit Betrug.

Der Titel der Sendung erklärt es ja schon: "Deep Fake" ist eine Technik, bei der das Gesicht der einen Person (hier ein/e Schauspieler/in) durch das Gesicht einer anderen (hier ein Star) ausgetauscht wird. Das passiert so nahtlos, dass man nichts merkt, der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig fiel auf einen deepgefakten Wladimir Klitschko herein. Das wird aber auch für unschöne Dinge genutzt, etwa um Rachepornos mit der Ex (beziehungsweise deren Gesicht) unters Volk zu bringen. Es ist eine Technologie, die es nun einmal gibt. Insofern ist es schlüssig, sie auch für TV-Formate zu nutzen. Zumal es eine günstige Möglichkeit ist, an sonst teure Stars zu kommen. Vielleicht wird es dann aber Zeit für eine neue Diskussion über das Recht am eigenen Bild. Und die Vertrauenskrise, die viele Menschen mit den Medien insgesamt haben, wird diese Entwicklung nicht gerade kalmieren.