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Alpine Kombination 1928 - 2023

Von Christoph Rella

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Geht es nach vielen Athleten, Funktionären und Journalisten, hätte die Kombination als Ski- Disziplin eigentlich schon längst am OP-Tisch des internationalen Skiverband FIS das Zeitliche segnen müssen. Und trotzdem wurde am Montag in Courchevel in der alpinen Kombination um Medaillen gefahren - und das Jahre nach der ersten tödlichen Diagnose, wonach es die 1928 in St. Anton am Arlberg geborene Patientin nicht mehr lang machen würde. Die Corona-Pandemie und die damit verbundene Streichung des Bewerbs aus dem Weltcup schien den Sterbeprozess zuletzt noch zu beschleunigen.

Zugegeben, es ist nicht leicht, eine Renndisziplin, die das in Menschenjahren hohe Alter von 95 Jahren erreicht und auf eine ungewöhnliche Lebensgeschichte zurückblicken kann, einfach so die lebenserhaltenden Maschinen abzuschalten. Schließlich hat die alte Dame schon vieles überlebt. In ihrer Jugend galt sie als "Ski-Königin", die Kombination aus Abfahrt und Slalom als höhere Kunst als alle Einzelbewerbe. Bei Olympia 1936 in Garmisch, als der alpine Skisport sein Debüt feierte, war sie sogar der einzige alpine Wettbewerb.

Andererseits kann sich selbst eine Diva nicht ewig am Ruhm verflossener Zeiten laben. Und sollte es tatsächlich so sein, dass sich die Kombination überlebt hat, wäre es nicht respektvoller, sie gehen zu lassen, als sie aus purer Medaillengier bei Olympia und Ski-WM ständig aus dem OP-Saal zu rollen und wie einen Zombie auszustellen? An ein rettendes Wundermittel glaubt ja ohnedies niemand mehr. Lasst sie daher in Frieden ruhen.