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Gefährlicher Vertrauensschwund

Von Christoph Irrgeher

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Christoph Irrgeher.

Natürlich kann man es selbstherrlich finden, wenn sich Medien als "Vierte Gewalt" im Staat sehen - als etwas, das auf Augenhöhe mit Legislative, Exekutive und Judikative rangiert. Es lässt sich zugleich aber nicht bestreiten, dass Medien bis zu einem gewissen Grad wirklich wertvolle Kontrollarbeit leisten: Wenn Journalisten Lügen und Skandale enttarnen, verteidigen sie damit nicht nur die Demokratie gegenüber ihrem Erzfeind Korruption. Solche Artikel nützen der Demokratie auch dadurch, dass sie unzweifelhafte Fakten schaffen. Demokratie braucht den öffentlichen Diskurs, dieser wiederum benötigt - Wahrheiten. Sie sind etwas Verbindliches; etwas, das sich nicht leicht als Propaganda oder Ideologie abtun lässt.

Nur leider zieht sich die Gesellschaft dieses Fundament selbst unter den Füßen weg. Eine Studie des "Österreichischen Instituts für Angewandte Telekommunikation" belegt, dass heimische Jugendliche als Auskunftsquelle die Sozialen Medien bevorzugen, obwohl sie den Informationen auf Facebook, Instagram und Konsorten nur bedingt Glauben schenken. Es sinkt zugleich aber auch das Vertrauen in klassische Medien: Hatten 2017 noch 20 Prozent der Teenager Zeitungen geglaubt, hat sich der Anteil weiter reduziert: auf mikroskopische zwölf Prozent. Ein Wert, der alle Alarmglocken schrillen lassen müsste.

Es ist schön, dass Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm Fake News in diesem Kontext ein "Gift" nennt. Es wäre schöner, würde die Regierung entschlossen für die wenigen Qualitätsmedien des Landes kämpfen.