Das Verhältnis zwischen Kunstschaffenden und Kunstkritikern war schon immer ein schwieriges. Man erinnere sich an Literaten, die namhaften Kritikern in ihrem Werk nichts weniger als den Tod gewünscht haben. Mitunter gab es jahrelange Fehden, durchaus zur Belustigung des Publikums, jedoch weniger der Akteure, die dass Ganze ungesund persönlich nahmen. In Hannover ist so ein gestörtes Verhältnis kürzlich zu einem tätlichen Angriff eskaliert. Der Ballettdirektor der Staatsoper, Marco Goecke, hat am Samstagabend eine Journalistin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" im Foyer konfrontiert und ihr bei einer Auseinandersetzung Hundekot ins Gesicht geschmiert. Er habe sich persönlich angegriffen gefühlt, da "die Kritiken unterste Schublade" seien. Er wurde mit sofortiger Wirkung suspendiert und mit einem Hausverbot belegt worden. Die Polizei ermittelt.

Die Wahl des Protestmittels war offensichtlich Absicht, seien die Kritiken doch "auf dem Niveau eines Scheißhaufens". Später versuchte Goecke, sich auf "unglückliche Verstrickungen" auszureden: Er habe während der Konfrontation ein Sackerl mit Hinterlassenschaften des Hunds bei sich gehabt, die er eigentlich nur habe entsorgen wollen.
Dass so ein Angriff nicht geht, versteht sich für Menschen klaren Verstandes von selbst. Er ist allerdings auch ein Zeichen der fortschreitenden Verrohung der Gesellschaft. Wenn Intellektuelle zu solchen Mitteln greifen, braucht man sich über nichts mehr zu wundern.