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Gary Lineker und die Nazi-Keule

Von Christoph Rella

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Während das offizielle Österreich am Montag der Machtergreifung der Nationalsozialisten vor 85 Jahren gedachte, ergeht sich die britische Insel in einer grotesken Debatte, die der Ex-Fußballstar und BBC-Sportkommentator Gary Lineker vom Zaun gebrochen hat. Bekanntlich verstieg sich der englische "Schneckerl" in einem missglückten Twitter-Posting zu der Behauptung, wonach ihn die Migrationspolitik der Londoner Regierung an den Terror der Nazis während der 1930er Jahre im Deutschen Reich erinnere.

Das ist freilich Blödsinn und eine Verharmlosung der NS-Gräuel, die nicht unkommentiert bleiben darf und die BBC veranlasste, Lineker die Tür zu weisen (wovon sie am Montag nach Protesten aber wieder absah). Natürlich kann man darüber streiten, ob illegale Migranten in einem Asyllager in Ruanda gut aufgehoben sind und ob menschenrechtliche Bedenken bestehen. Das haben allein die zuständigen Gerichte in London und Straßburg zu klären. Diese Abschiebungspläne aber mit den Deportationen von Juden und Andersdenkenden in deutsche KZ zu vergleichen, geht nicht und hat mit "Meinung" nichts zu tun.

Linekers Problem ist nicht seine politische Gesinnung, sondern sein mangelndes Wissen um historische Zusammenhänge. Es ist dies ein Befund, den er mit den meisten seiner Zeitgenossen in England, die oft viel zu rasch mit der Nazi-Keule kommen, teilt. Da kann es schon mal vorkommen, dass man historisch so einiges übersieht, so wie zum Beispiel die Tatsache, dass das klassische KZ während des Burenkriegs in Südafrika erfunden wurde - von den Engländern. Aber das muss man als Fußballer nicht wissen.