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Die Geister, die die Uefa mit Corona rief

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Während die einzelnen europäischen Fußballnationen - und die Uefa als Ganzes - bei der Wiederwahl von Fifa-Boss Gianni Infantino wieder ein ziemlich fragwürdiges, um nicht zu sagen: peinliches Schauspiel abliefern, gibt es auch beim eigenen Premium-Wettbewerb ein massives Problem. Die Rede ist von der Champions League, die Cashcow der Uefa schlechthin.

Das für Mittwochabend angesetzte Achtelfinal-Rückspiel zwischen Napoli und Frankfurt findet nämlich ohne Gästefans aus Deutschland statt - und das ist pure Wettbewerbsverzerrung. Wer nun sagt, selber schuld, hätte es nicht im Hinspiel (0:2) gewalttätige Ausschreitungen gegeben, hätten die italienischen Behörden ja Eintracht-Fans erlaubt, der verkennt das Problem. Denn wenn dieser Kniff Schule macht, werden staatliche Behörden künftig 1.000 Gründe (er)finden, um Gastnationen auszuschließen - wenn es um so viel Geld geht, sind zur Unterstützung des Heimatklubs der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Von politischen Spannungen über Sparzwänge, Klimarettung bis hin zu ansteckenden Krankheiten gäbe es viele Gründe.

Womit wir beim Ursprung des Problems wären: Denn in der Corona-Pandemie war es die Uefa selber, die sich - zur "Rettung des Sports" (und der gewaltigen Einkünfte) - dem Diktat der lokalen Behörden unterworfen hat. Da mussten reihenweise Gästefans ausgesperrt, Spiele zwangsweise verlegt, ja sogar bestimmte Kicker wegen überstrenger Quarantänevorschriften ausgeschlossen werden. Das alles war ein massiver Angriff auf die Integrität des Sports - die Geister, die die Uefa einst rief, sind nun schwer einzufangen. Uefa-Boss Aleksander Ceferin hat zwar jetzt das Vorgehen der Italiener verurteilt und angekündigt, künftig solche Spiele an neutrale Orte zu verlegen - doch diese Maßnahme kommt viel zu spät. Der Schaden ist längst angerichtet.