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Die Vielfalt macht den Brunnenmarkt zum Wahrzeichen

Von Christian Rösner

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"Der Brunnenmarkt war einmal ein Wiener Wahrzeichen - doch heute ist alles anders", sagt Wiens ÖVP-Chef Karl Mahrer in einem Facebook-Video. Alles habe sich verändert in den letzten Jahren - "Syrer, Afghanen, Araber haben die Macht über den Brunnenmarkt übernommen", meint er und kritisiert, dass ein Syrer am Markt fünf Stände betreibe und noch mehr betreiben wolle. Schluss-Satz: "Verlieren wir nicht unser Wien".

Offensichtlich sieht Mahrer - als Wiener Speerpitze einer Partei, die im Konkurrenzkampf gegen Kickl & Co krampfhaft versucht, mehr rechts zu werden - nicht mehr, dass wir "unser" Wien genau dann verlieren, wenn es diese nationale Vielfalt am (schon seit Jahrzehnten migrantisch geprägten) Brunnenmarkt nicht mehr gibt. Dass der Brunnenmarkt genau aufgrund der Tatsache, dass dort Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern Seite an Seite friedlich arbeiten (sic), ein Wahrzeichen war und ist. Und dass genau das ein Beispiel für gelungene Integration ist und nicht für eine "verfehlte Integrationspolitik", wie es die ÖVP der rot-pinken Stadtregierung vorwirft.

Bedenklich ist auch, dass eine unternehmerfreundliche Partei in einem offensichtlich investitionsfreudigen Unternehmer eine Bedrohung sieht. Und es ist traurig, dass man einen gelernten Demokraten an das Grundrecht auf Erwerbsfreiheit erinnern muss -oder an den Artikel 23 der Menschenrechte: "Jeder Mensch hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit." Gar nicht zu reden von Artikel 1: "Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen."