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Entschuldigung angenommen

Von Christina Böck

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Bei der Parlamentsdebatte am Donnerstag, die schließlich zum Beschluss jenes Gesetzes führte, das die Einstellung der Print-Ausgabe der "Wiener Zeitung" besiegelte, meldete sich die Mediensprecherin der Grünen zu Wort. Eva Blimlinger beendete ihre Ausführungen mit einer bemerkenswerten Schlussfolgerung. "Und noch ein Wort zum Schluss. Es ist heute der 27. April und vor 78 Jahren haben sich KPÖ, ÖVP, SPÖ und einige Unabhängige im Wiener Rathaus zusammengefunden, um die Unabhängigkeitserklärung zu unterzeichnen. Mauthausen war zu dem Zeitpunkt noch nicht befreit, aber Wien war durch die Rote Armee befreit. Und wie dieser Neuanfang war, genauso ist es heute mit einem Neuanfang für die älteste Tageszeitung der Welt, so leid es mir tut. Es ist ein Neuanfang. Es ist ein Weg in die Zukunft."

Nun, das Historische Kalenderblatt, das noch bis 30. Juni in der "Wiener Zeitung" erscheint, hätte noch ein paar andere unangebrachte Vergleiche, die auch alle an einem 27. April geschahen, zu bieten gehabt. 1848: Frankreich schafft Sklaverei in den Kolonien ab, zum Beispiel. Oder 2008: In Amstetten wird das Inzestverbrechen von Josef F. aufgedeckt.

Denn man will ja nicht wirklich glauben, dass die Grün-Politikerin die "Wiener Zeitung" ernsthaft mit der Nazi-Herrschaft verglichen hat, von der die Regierungskoalition à la Rote Armee die Republik befreien musste.

Blimlinger hat sich am Tag danach für die seltsame Aussage entschuldigt. Die Entschuldigung wird angenommen.

Es bleibt genug Unentschuldbares übrig.