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Mit KI zurück ins mediale Mittelalter

Von Eva Stanzl

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Schon in der Bibel lässt sich nachlesen, dass Aussagen über die Realität schwer zu treffen sind: "Was ist Wahrheit?", meinte Pontius Pilatus, im Prozess gegen Jesus gefragt, ob es sich um den Messias handle oder nicht. Ähnliche Schwierigkeiten haben wir heute mit Fotos und Videos. Ein gefälschtes Bild einer Explosion im Pentagon sorgte, im Internet geteilt, kürzlich für Aufregung und Kursstürze an den Börsen. Das US-Verteidigungsministerium sah sich zur Entwarnung gezwungen: Das Gebäude stehe unversehrt. Der Fehlalarm zeigt, dass Aussagen wie "Das habe ich schwarz auf weiß" ihre Beweiskraft gänzlich verloren haben. Durch KI machen immer besser gefälschte Belege immer schneller die Runde. Dadurch lässt sich unsere Gesellschaft immer zielsicherer destabilisieren. Europas Zerstörung im Sinn? Foto eines Anschlussvertrags mit Unterschriften der EU-Präsidentin und des russischen Staatschefs ins Internet stellen! Donald Trump loswerden wollen? Video seines Dahinscheidens anfertigen lassen! Freilich wäre beides bald wiederlegt. Dennoch verdeutlicht es, wie wichtig verlässliche, von Menschen geprüfte Nachrichten im Qualitätsjournalismus sind. Sonst verlieren sich Berichte über wichtige Ereignisse in einem Meer der Relativität und formen sich zu einer manipulierten Gerüchteküche. Von der Wissensgesellschaft der Gegenwart ist es dann nur noch ein kleiner Schritt zur Glaubensgesellschaft früherer Jahrhunderte mit ihren Quacksalbern und Hexenverbrennungen und von Thronen und Kanzeln gepredigten Lügen. Wir alle tragen Verantwortung dafür, dass uns die Digitalisierung nicht zurück ins mediale Mittelalter katapultiert.