Zum Hauptinhalt springen

Lindemann und Herzeleid

Von Christina Böck

Kommentare

Die damals 21-jährige Kaya (Name geändert) berichtet, nach einer Aftershowparty von Rammstein-Frontmann Till Lindemann besinnungslos auf einem Hotelbett gelegen zu sein. Laut ihren Erinnerungen sei Lindemann auf ihr gelegen, als sie wieder zu sich gekommen sei, und habe sie gefragt, ob er aufhören solle. "Und ich wusste nicht einmal, womit er aufhören will."

Das ist ein fast wörtliches Zitat aus jener Recherche, die "Süddeutsche Zeitung" und NDR auf die Beine gestellt haben, nachdem vor einer Woche eine Frau eine MeToo-Debatte rund um den Sänger der Brachialband in Gang gebracht hat. Mehrere Frauen berichten - mit eidesstattlichen Aussagen -, sie in einem System der Anbahnung für Sex mit Lindemann "rekrutiert" worden zu sein. Nicht nur in einem Fall soll ein Konzert- oder Partybesuch nur in Verbindung mit sexuellem Kontakt möglich gewesen sein, nicht nur in einem Fall sollen Frauen sexuellen Handlungen nicht zugestimmt haben.

Nun ist man aber eigentlich gar nicht überrascht über diese Erzählungen. Rammstein inszenieren sich ja ganz grundsätzlich nicht als kuschlige Ponyhof-Band, die das Patriarchat anprangert. Das sollte aber wiederum nicht dazu führen, dass man solches Verhalten dann auch für normal hält, "Sex, Drugs and Rock’n’Roll" hin oder her. Sollte sich bewahrheiten, dass hier gerade junge Frauen und ihre Fanverblendung von eigenen "Zuführern" ausgenutzt wurden, ist das mehr als unappetitlich. Eine Aufarbeitung ist hoch an der Zeit.