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SPÖ als "House of Stimmzettel"

Von Bernhard Baumgartner

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Wäre das Drama um die Führung der SPÖ, das in den vergangenen Tagen eine beispiellose Dramatik bekam, eine Fernsehserie, wäre niemand zufrieden. Ja - spannend, aber völlig unrealistisch! Zeilen in Excel vertauscht, dann die Zettel nach Wien gekarrt, mehrfach ausgezählt und jeweils mit einem anderen Ergebnis? Wer bitte soll denn so etwas glauben? Wäre das alles ein Drehbuch, es wäre niemals umgesetzt worden. Die völlige Inkompetenz der Akteurinnen und Akteure, die hier an den Tag gelegt wurde - man hätte das in einem fiktiven "House of SPÖ" nicht schreiben können: Glaubt doch kein Mensch!

Und doch hat uns die Wirklichkeit wieder einmal gezeigt, dass sie die besseren Drehbücher schreibt. Wer jetzt aber glaubt, auf die SPÖ herabblicken zu müssen, dem sei ein wenig Demut angeraten. Altgediente Funktionäre anderer Parteien berichten von Parteitagen, an denen von der Spitze ungeliebte Anträge von Vorsitzende eher oberflächlich "gezählt" wurden, obwohl offensichtlich mehr als die Hälfte der Hände oben waren. "Abgelehnt! Nächstes Thema." Da gab es aber keine lästigen Journalisten, die eine Nachzählung angestoßen hätten.

Was man als Learning mitnehmen kann (oder muss), ist, dass innerparteiliche Demokratie für viele Funktionäre so neu und ungewohnt ist, dass man weder sinnvolle Regulative noch Tools hat, um die Prozesse nachvollziehbar und fehlerfrei abzuwickeln. Hier ist Luft nach oben. Dann produziert man auch nicht irrtümlich eine Soap.