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Homo Politicus

Von Walter Hämmerle

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Er war eines der Lieblingsfeindbilder der Linken, er saß am Kutschbock von Schwarz-Blau, er war ein leidenschaftlicher Parlamentarier und belesener Polemiker. Zum 70er von Andreas Khol.


Es soll ja Leute geben, die der festen Überzeugung sind, Andreas Khol sei gar nicht so konservativ, wie er es von sich selbst immer gerne behauptete. Selbst hätte Khol das früher wohl als üble Feindpropaganda, wenn nicht gar als persönliche Beleidigung, aufgefasst, immerhin trug er das Attribut "erzkonservativ" fast wie einen Orden am Revers.

Dabei schickte er seine sechs Kinder auf eine alternative Schule, ist bekennender Fan der Literatur von Elfriede Jelinek (was die wohl dazu sagt?) und wird im Alter sogar in seinen politischen Ansichten immer liberaler. Aber die Wahrheit ist bekanntlich eine Tochter der Zeit.

Dem Faktor Zeit ist auch geschuldet, dass Nationalratspräsidentin Barbara Prammer am Dienstag zu einem Festakt zu Ehren ihres Vorgängers lud, feiert Khol doch am 14. Juli seinen 70. Geburtstag. Festredner waren - neben Prammer - ÖVP-Obmann Michael Spindelegger sowie der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen, Bernhard Vogel - ein Schwarzer natürlich, was sonst? Auch Bundespräsident Heinz Fischer gratulierte.

Das einhellige Lob, das auf den Jubilar niederprasselte, dürfte für Khol durchaus gewöhnungsbedürftig sein, immerhin genoss er über Jahrzehnte hinweg seine Rolle als christlich-konservativer Flügelspieler und pointierter Stichwortgeber mit Hang zur ironisch-bissigen Polemik.

Insbesondere zu Zeiten von Schwarz-Blau lebte er diese Neigung lustvoll aus; Khol galt neben Wolfgang Schüssel und Wilhelm Molterer als einer der Architekten dieser Koalition - dabei hatte er noch zuvor die FPÖ "außerhalb des Verfassungsbogens" verortet . . .

Die Liste seiner Apercus ist ohnehin Legion: "Wunderschön, aber leider eine Marxistin", sagte er einst über Grünen-Chefin Eva Glawischnig, Schwarz-Blau mutierte für ihn zum "Marsch durch die Wüste Gobi" nach dem Motto "Speed kills"; gemeint war damit eigentlich die Handlungsfähigkeit der Opposition, aber das sollte sich als Bumerang erweisen.

Seine Lust am Politisieren hat der Universitätsprofessor für Verfassungsrecht auch nach seinem nicht ganz freiwilligen Abgang nach der Niederlage der ÖVP 2006 nicht verloren. Als Chef des ÖVP-Seniorenbundes liest er heute eben der Regierung in Sachen fehlender Pensionsreformen die Leviten.