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Zhang, Spitzenathlet und Bettler

Von Alexander U. Mathé

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Eine Verletzung beendete die sportliche Karriere eines chinesischen Turners abrupt. | Er verarmte innerhalb kürzester Zeit und trieb sich als Bettler auf den Straßen Pekings herum.


Als Zhang Shangwu fünf Jahre alt war, beschloss der chinesische Staat, aus ihm einen Spitzenathleten zu machen. Für sportlich talentiert befunden, wurde der Bub einer Bauerfamilie aus dem Umland von Peking auf eine Sportakademie geschickt. Nach Jahren des für seine Härte bekannten chinesischen Trainings war Zhang einer der vielversprechendsten Sportler im Geräteturnen.

2001 ließ ihn der chinesische Turnverband an der Universiade - den Weltsportspielen der Studenten - teilnehmen (auch wenn der Staat abgesehen von Sport kaum in seine Bildung investiert hatte). Zhang wusste seinem Land diese Chance zu danken und gewann zwei Mal Gold. Der Erfolg machte ihn zum aussichtsreichen Kandidaten für die Olympischen Spiele im Jahr 2004.

Heute, mit 28 Jahren, ist Zhang ein Bettler auf den Straßen von Peking. Im Jahr 2002 riss seine linke Achillessehne. Die Verletzung heilte nie völlig aus und beendete somit seine sportliche Karriere.

2005 wurde Zhang vom staatlichen Turnerverband in den frühzeitigen Ruhestand gezwungen. Nachdem sein ganzes Leben dem Sport gewidmet gewesen war, hatte der Verband nun keine Verwendung mehr für ihn. In manchen Berichten hieß es allerdings, Zhang habe gegen Verbandsregeln verstoßen. Er erhielt eine Abfertigung in Höhe von 38.000 Yuan (etwa 4100 Euro). "Dieses Geld bedeutete, dass das Team für mich in Zukunft keinerlei Verantwortung mehr haben würde", sagte der Athlet.

Von da an ging es Schlag auf Schlag. Das Geld ging schon bald für seinen Großvater drauf, der eine Hirnblutung erlitt. In Ermangelung sonstiger Bildung versuchte sich Zhang als Essenszusteller. Doch selbst diese Arbeit musste er alsbald aufgeben, da ihm seine Verletzung nach wie vor zu schaffen machte und er nicht mehr laufen oder längere Strecken gehen konnte. Seine Mittellosigkeit führte dazu, dass er schließlich sogar seine Goldmedaillen verkaufte, um nicht Hungern zu müssen. Als auch dieses Geld weg war, begann Zhang zu stehlen und landete im Gefängnis.

Wieder auf freiem Fuß versuchte er schließlich seinen Lebensunterhalt wieder mit dem zu bestreiten, was er gelernt hatte: Er begann als Straßenartist in Peking zu betteln. Da er dafür aber keine Genehmigung hatte, führte ihn die Polizei schon bald wieder ab. Doch Zhang hatte Glück im Unglück. Medien berichteten über den tiefen Fall des einstigen Spitzenathleten. Dadurch wurde Chen Guangbiao, Multimillionär und spendabler Menschenfreund, auf ihn aufmerksam. "Aus Mitleid und für das, was er als Turner für das Land geleistet hat", hat ihm Chen nun einen Einjahresvertrag als Fitnesstrainer mit einem Monatseinkommen von 10.000 Yuan angeboten.