Zum Hauptinhalt springen

Ein lässig diabolischer Papst

Von Christina Böck

Kommentare

Das Erbe von Henry VIII. ist kein leichtes. Das treten in gewisser Weise jetzt die "Borgias" an. Nachdem die sexy Historien-Serie "Die Tudors" überraschend gut angekommen ist, hat derselbe US-Sender die nächste mörderische europäische Familie aus dem Fundus geholt. Am Sonntag zeigte ATV die ersten zwei Folgen, in denen Rodrigo Borgia Papst Alexander VI. wird, nachdem sein Sohn Cesare großzügig Pfründe an die wählenden Kardinäle verteilt hat. Der Mutter seiner Kinder sagt der Papst dann, er müsse jetzt keusch bleiben (wie sich zeigt, meint er "vorerst" und "selektiv", manche Damen geißeln sich einfach zu verführerisch). Sie fragt, ob jetzt plötzlich auch das Gelübde der Armut gelte, er: "Armut? Gott bewahre!" Jeremy Irons spielt den Papst lässig diabolisch, etwa wenn er die Beine, die neckisch auf einem Vatikanschemerl ruhen, leger übereinanderschlägt und augenrollend fragt: "Wessen werden wir denn jetzt wieder beschuldigt . . ." Das könnte durchaus noch ein Vergnügen werden. Ein Vergnügen auch jene Untersuchung, ob der neue Papst wohl auch wirklich ein Mann sei. Das Ergebnis: "Habet duos testiculos et bene pedentis" - "Deo gratias!".

Schnell soll es dem Papst, der als "Affe mit Mitra" bezeichnet wird, ans Leben gehen. Ausgerechnet ein Affe verhindert das. Und das schicke Blutvergießen kann losgehen. Dieselbe Formel, die schon die "Tudors" zur unterhaltsamen Geschichtsstunde gemacht hat, zieht auch hier. Freilich, in der Zeit, in der die "Borgias" gerade mal eine Sexszene und immerhin ein paar inzestuöse Andeutungen zusammenbrachten, hätte der gute Henry schon mindestens drei, vier Hofdamen vernascht gehabt.