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Der Dandy und sein Golfclub

Von Christoph Irrgeher

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Sollte es eines Beweises bedurft haben, dass die Unschuldsvermutung - jedenfalls, wenn ihr Inhaber im Rampenlicht steht - von geringer Wirkung ist, liefert ihn das Getöse rund um Gerald Matt. Seit 2011 wird der Direktor der Kunsthalle Wien mit Vorwürfen überhäuft, die sich grosso modo auf die Verwendung dienstlicher Mittel für private Zwecke beziehen. Bis Ende März ist Matt dienstfrei gestellt, um die Vorwürfe zu prüfen - was durchaus begrüßenswert ist, weil die einzelnen Anschuldigungen nicht leichtgewichtig sind.

Dabei ist zu hoffen, dass bis dahin eine triftige Entscheidung über Matts Schicksal gefällt werden kann. Angesichts der geballten Negativschlagzeilen derzeit kann einem der dandyeske Direktor fast schon leidtun. Wobei einem natürlich auch jener Zeuge der Korruptionsstaatsanwaltschaft leidtun kann, dessen Aussagen über Matt die APA jüngst zitierte: "Ich kommunizierte über und um seine Mitgliedschaft bei seinem Golfklub, ich musste seine Körpermaße vermessen, um diese seiner privaten Schneiderin/Hemdnäherin übermitteln zu können (. . .)." Zweifellos: Seine Mitarbeiter für derlei einzusetzen, heißt, sie zum Privatsekretär zu degradieren. Wie man hört, ist Matt in der Schar heimischer Museumsleiter jedoch nicht die einzige Person, die zu solchem Verhalten neigt. Was nun freilich nicht heißen soll, dass man alle Direktoren in einen Topf werfen sollte - mit der langen Liste an Vorwürfen steht Matt allein da. Nur sollte man nicht glauben, dass Matt darum das Copyright auf jeden erdenklichen Missstand hat - zumal Machtverhältnisse, nicht nur in anderen Museen, oft ähnlich gelagert sind.