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Laien sind die besseren Experten

Von Birgit Riezinger

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Warum Fußball-Aficionados bei Tippspielen häufig daneben liegen.


Wenn man was ganz genau wissen will, fragt man Experten. Experten kennen alle Hintergründe, Daten und Fakten. Sie analysieren, wägen ab und kommen schließlich zu einem Ergebnis. Und weil Experten alles so schlüssig erklären können, glaubt man ihnen natürlich.

Die "Wiener Zeitung" hat auch Experten befragt - die Fußball-Kenner in der Redaktion - und sie vor Beginn der EM um einen Europameister-Tipp gebeten. Zehn Tipps gingen ein - die meisten davon waren echte Geheimtipps. Spanien? Das kann ja jeder tippen - da braucht man doch kein Experte zu sein. Also nein, auf den Titelkandidaten Nummer eins hat niemand gesetzt. Frankreich war groß angesagt in der WZ-Redaktion. Die Hälfte der abgegebenen Tipps entfiel auf die Franzosen - vor der EM als so etwas wie der Geheimtipp gehandelt. Und natürlich konnten die Fußball-Kenner auch ganz schlüssig erklären, weshalb die einen gewinnen und die anderen verlieren würden. Die Ernüchterung kam im Viertelfinale. Von möglicher Müdigkeit oder Demotivation nach zwei großen Titeln in Serie nichts zu sehen. Die Franzosen hingegen enttäuschten auf ganzer Linie. So viel zu Expertentipps.

Bei Großereignissen wie der Euro lassen sich auch "Fußball-Laien" gerne zu Tipps hinreißen - im internen Wettspiel im Freundes- oder Arbeitskreis. Laien überlegen nicht lange, sie tippen einfach. Schlüssige Begründung? Fehlanzeige. Und gar nicht selten liegen sie dann auch noch goldrichtig. Die Fußball-Kenner würden das natürlich nie zugeben, aber es ärgert sie maßlos, so von Fußball-Nobodys ausgetippt zu werden.

Auf Europameister Spanien setzte in der WZ-Redaktion also niemand, aber auf Finalist Italien. Und dann auch noch ein Experte aus dem Sport-Ressort. Der gewann vor zwei Jahren auch schon das redaktionsinterne Tippspiel zur WM 2010. Ein Tippprofi? Oder lässt er sich am Ende auch nur von Laien einflüstern?

Nachlese:So tippten die WZ-Redakteure vor der EM