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Park: Präsidententochter, First Lady - und Präsidentin?

Von Alexander U. Mathé

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Die Chefin der südkoreanischen Saenuri-Partei will schon bald | ihre Kandidatur für das Präsidentenamt bekanntgeben.


1961, als Park Geun-hye neun Jahre alt war, wurde ihr Vater nach einem Staatsstreich des Militärs Südkoreas Präsident. Als sie 24 Jahre alt war, wurde sie zur First Lady, nachdem ihre Mutter von einem japanischen Nordkorea-Sympathisanten getötet worden war, und als sie 29 Jahre alt war, wurde ihr Vater vom Chef des südkoreanischen Geheimdiensts erschossen. Nun will sie versuchen, selber Staatsoberhaupt ihres

Landes zu werden.

Eigentlich hatte Park nach dem Attentat auf ihren Vater der Politik den Rücken gekehrt. Sie arbeitete bei einer Stiftung und wurde 1993 die Vorsitzende der Koreanischen Kulturgesellschaft. Doch nachdem 1997 die Asienkrise ausbrach, wollte sie selbst in die Geschicke ihres Landes eingreifen. Ihr Aufstieg war fulminant: Schon im Mai 2000 wurde sie stellvertretende Vorsitzende der Grand National Party, vier Jahre später wurde sie die Vorsitzende der konservativen Partei, die sich später in Saenuri umbenannte. Sie traf sich mit dem verstorbenen nordkoreanischen Diktator Kim Jong-il und gilt seit Jahren als einflussreichste Politikerin ihres Landes.

Für Privates blieb ihr bei ihrem Einsatz in der Politik wenig Zeit: Sie ist unverheiratet, hat keine Kinder und wohnt in einem grauen Häuschen in einem Vorort der Hauptstadt Seoul, das - wie sie erzählt - schon bessere Zeiten gesehen hat.

Am 10. Juli will sie offiziell ihre Bewerbung um das Amt des Staatsoberhaupts abgeben. 2007 hat sie schon einmal versucht, die Nominierung ihrer Partei für die Präsidentschaftskandidatur zu ergattern, scheiterte jedoch an ihrem parteiinternen Rivalen und späteren Präsidenten Lee Myung-bak. Mit ihrer Linie des "koreanischen Thatcherismus" spiegelte sie zwar die Grundsätze ihrer Partei wider: freie Marktwirtschaft, schlanker Staat, niedrige Steuern und eigenverantwortliches Unternehmertum. Doch das war vielen Koreanern zu wenig. Seither hat sie dazugelernt.

In ihrem kommenden Wahlkampf wird sie voraussichtlich Augenmerk auf eine Ausweitung des Sozialstaats lenken. Auch eine Verbesserung der Beziehungen zu Erzfeind Nordkorea dürfte sie versprechen. Der Erfolg gibt der eleganten 60-Jährigen recht: Im April führte sie ihre einst marodierende Partei zu einem überzeugenden Sieg bei den Parlamentswahlen. Nun muss sie sich noch in den Vorwahlen gegen die anderen Kandidaten durchsetzen. Mit einem Zustimmungswert von 42,1 Prozent unter der Bevölkerung hat sie dafür die besten Voraussetzungen. Ihren möglichen Konkurrenten von der Demokratischen Partei gegenüber hält sie in den Umfragen ohnedies einen zweistelligen Abstand.