Zum Hauptinhalt springen

Wochenende mit Ikonen

Von Peter Bochskanl

Kommentare

Das ORF-Fernsehen hat dieser Tage wieder die Nase vorn. Die Jubiläumsautomatik brachte die meisten Marilyn-Monroe-Sendungen aller deutschsprachigen Sender in sein Programm. Aber: Eher schwache Dokus über das Schicksal der depressiven Ikone schaffen gerade noch den Spätabend, während die Reprisen ihrer Filme entweder zur Mittagszeit oder wenige Minuten vor Mitternacht angesetzt werden, wie am Sonntag "Manche mögen’s heiß".

Wer sich seine Tränendrüsen nicht durch Mitleid mit dem frühen Ende der Monroe oder durch Lachanfälle über Pointen ihrer Filme drücken lassen wollte, konnte sich auch ernsthafter mit einer anderen Ikone beschäftigen: mit Konrad Adenauer, der als erster deutscher Nachkriegskanzler nicht nur seine zerstörte Heimat zu neuem Ansehen und Wohlstand gebracht hat, sondern auch der Motor des erfolgreichen Friedensprojekts Europa war. Die Doku im ARD war eine gelungene und informative Mischung aus historischen Aufnahmen und nachgestellten Szenen mit Joachim Bißmeier als Adenauer. Leider zeigte sich auch hier, dass es ohne Schlagseite selten geht: Adenauer wurde angekreidet, dass er beim Beginn des Berliner Mauerbaus nicht ins von Willy Brandt und "Bild" entfachte emotionale Feuer geblasen hat. Was die Doku als Schwäche und Hilflosigkeit brandmarkte, hat sich für seriöse Historiker längst als kluge Behutsamkeit und politisches Fingerspitzengefühl erwiesen, die eine gefährliche Eskalation vermieden und die friedliche Weiterentwicklung gesichert hat.