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Zum Einschlafen akademische Melkkühe zählen

Von Engelbert Washietl

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Seit 2008 mutet die Regierung den Studenten ein Studiengebührenchaos zu. Fleißige brachten es in derselben Zeit fast bis zum Studienabschluss.


Die Universitäten in Klagenfurt und Salzburg könnten als Geheimtipp für bummelnde Studierende empfohlen werden. Dort ersparen sie sich bei Überziehung der normalen Studiendauer 363,36 Euro Studiengebühr pro Semester. Die Bodenkultur gehört auch in diese Reihe. Hingegen scheuen sich die unter einer Flut von Inskribierten stöhnenden Massenuniversitäten nicht, ab dem kommenden Wintersemester ihre Finanznöte durch Studiengebühren wenigstens etwas zu lindern. Das geschieht vor allem in Wien, Graz, Innsbruck und Linz sowie an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Der Autor ist Sprecher der "Initiative Qualität im Journalismus"; zuvor "Wirtschaftsblatt", "Presse" und "Salzburger Nachrichten".

Seit der Nationalrat in einer rauschartigen Herbstnacht 2008 die Gebührenfreiheit beschloss, wird repariert und repariert, aber keine Politik gemacht. Was derzeit wie eine Gebührenvielfalt wirkt, ist ein rechtlich nicht gedecktes, lediglich vom Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle empfohlenes Experiment, das der Verfassungsgerichtshof kippen kann. Deshalb legen die kassierenden Unis die Geldbeträge vorsorglich aufs Sparbuch, anstatt sie in die Bildungsoffensive zu investieren.

Soeben ist die unendliche Diskussion wieder einmal durch einen lobenswerten Vorstoß der Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SP) in Gang gekommen, für den sich auch ihr Parteikollege, Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden, ins Zeug legt. Beide verlangen die Wiedereinführung allgemeiner Studiengebühren, verbunden mit Stipendien für Härtefälle.

Aber es wäre nicht Österreich und es wäre auch nicht die stur auf das Kombimodell von Gebührenfreiheit und freiem Studienzugang eingeschworene Bundes-SPÖ, wenn der Reparaturbetrieb nicht sofort die nächste Stufe der Unerträglichkeit anpeilen würde.

Von einer Uni-Steuer ist die Rede, die Akademiker bezahlen sollten, allerdings nur die "Superreichen" unter ihnen. Das wären laut SP-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas rund 80.000 Graduierte, woher immer sie das weiß.

Man braucht sich jetzt nur einmal praktisch vorstellen, wie solche Überlegungen, sollten sie in die Wirklichkeit umgesetzt werden, in einer zweckentfremdenden Bürokratie zu Bruch kommen müssen. Wer Akademiker ist, lässt sich ja noch einigermaßen objektiv feststellen. Aber wer ist superreich? Ist dafür das Gehalt maßgebend oder die Vermögenslage? Bezogen auf Person oder Haushalt? Werden auch jene zur Kassa gebeten, die während ihres gesamten Studiums Gebühren eingezahlt haben?

Ein Horror, auch nur daran zu denken. Wahrscheinlich sind Burgstaller und Schaden auch deshalb so gereizt, weil sie die Auswirkung der Gebührenfreiheit aus ihrer eigenen Stadt kennen.

Auch in Wien könnte man Einschlägiges beobachten, zum Beispiel, dass gerade das Gebäude der Wirtschaftsuniversität gebaut wird, ohne dass irgendjemand eine Ahnung hat, für wie viele Studenten es ausgelegt sein soll. Es weiß nämlich kein Mensch, womit die Politiker in weiteren fünf Jahren, wenn noch weniger Geld vorhanden sein wird als heute, die heilige Kuh des freien und kostenlosen Universitätszugangs füttern werden.