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Back to the roots - ein Motto, das der CIA gut täte

Von David Ignatius

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Statt verdeckter Operationen sollte sich der US-Geheimdienst wieder mehr auf die Informationsbeschaffung konzentrieren.


Nun stellte sich also heraus, dass die höchsten CIA-Kreise ein eigenes Fach für Geheimnisse der allzu menschlichen - sexuellen - Art haben. Reizvoll, keine Frage. Was ist aber mit den anderen Geheimnissen, den geheimdienstlichen Geheimnissen, derentwegen die CIA existiert?

Wenn sich der Tumult über die privaten Fehleinschätzungen von General David Petraeus gelegt hat, wird diese Frage nach den Zielen und Aufgaben des Geheimdienstes den USA bleiben. Petraeus wurde für den Posten des CIA-Chefs ausgesucht - und war erpicht darauf, zum Teil, weil die US-Regierung glaubte, dass die herkömmlichen Aufgaben der CIA, an Informationen zu kommen, im Zeitalter des Terrorabwehrkampfs vor allem um verdeckte paramilitärische Aktionen erweitert werden sollten.

Petraeus mit seiner beispiellosen Kriegserfahrung im Irak und in Afghanistan schien geeignet für einen Geheimdienst, der Trenchcoat und Felduniform vereinigt. Aber die Ära Petraeus bei der CIA hatte einen Haken, auch abgesehen von E-Mails auf Irrwegen: Die verdeckten paramilitärischen Aktionen verschlangen die traditionelle Geheimdienstarbeit.

Das scheint mir in der Tat eine der wesentlichen Lektionen des Desasters im libyschen Benghazi zu sein, wo Islamisten den US-Botschafter und drei weitere Amerikaner töteten. Die CIA hatte dort einen wichtigen Stützpunkt mit viel Sicherheitspersonal, das auch die Verantwortung für die Sicherheit des kleineren US-Konsulats in der Nähe übernahm. Das Konsulat hatte nicht den normalen Schutz des US-Außenministeriums. Beim Angriff am 11. September konnte es also nur den CIA-Stützpunkt um Hilfe rufen. Sowohl CIA-Offiziere als auch Auftragnehmer handelten sehr couragiert, aber sie hätten niemals in diese Lage geraten dürfen. Und sie hätten sich für das benötigte schwere Geschütz auch nicht auf die libysche Miliz verlassen dürfen.

Petraeus besuchte den Stützpunkt circa eine Woche vor seinem Rücktritt, um die CIA-Offiziere zu unterstützen und sich einen Überblick zu verschaffen, was genau passiert ist. Sein noch ausstehender Bericht ist wichtig, um zu verstehen, was schiefgegangen ist.

Benghazi wirft ein Licht auf den Grund, warum die US-Regierung in gefährlichen Ländern wie Libyen geheime Geheimdienstoffiziere braucht. In der Nacht des Anschlags hätte sie wissen müssen, was in Benghazi vor sich geht, und in Kairo, in Tunis und anderen Städten. Von einem gleichsam öffentlichen Stützpunkt aus ist es schwierig, an Geheimdiensterkenntnisse zu gelangen. Das scheint nicht nur in Benghazi der Fall gewesen zu sein, sondern es trifft weltweit auf viele andere Stützpunkte zu.

Die CIA wird zwangsläufig weiterhin einige paramilitärische Operationen durchführen. Die USA führen immer noch einen Krieg gegen die Al-Kaida, und das Terrorabwehrzentrum der CIA hat mittlerweile viel Erfahrung mit Drohnenangriffen. Ein Vorsatz für die Ära nach Petraeus sollte jedoch sein, das Sammeln von Geheimdienstinformationen bei der CIA wieder ganz oben auf die Liste zu setzen.

Übersetzung: Redaktion

Originalfassung "Charting a post-Petraeus era"