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Die Wut verfliegt, das Heer bleibt

Von Clemens Neuhold

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Am 20. Jänner teilt sich die Republik in zwei Lager: in Fans der Wehrpflicht und Fans des Berufsheers. Verstärkt ins Blickfeld rückt jetzt ein drittes Lager: die Nichtwähler, die daheim auf der Couch liegen bleiben werden. (Zur Info: Im ORF wird den ganzen Tag skigefahren und nordisch kombiniert.)

Die Gründerin der "Mutbürger", die renommierte Journalistin Anneliese Rohrer, setzt auf dieses Couch-Lager. "Verweigert euch!", rief sie in einem Kommentar zum Boykott der Volksbefragung auf. Für sie und andere Kommentatoren ist die Volksbefragung eine "Farce" und ein "Missbrauch der Wähler", weil die SPÖ auf Zuruf des Boulevards über Nacht ihre Liebe fürs Berufsheer entdeckt hat und sich andererseits die ÖVP ohne konkrete Zukunftsmodelle an die Wehrpflicht klammert.

Ein Monat reicht

Doch ein Fernbleiben wäre nicht mutig, sondern falsch verstandene Wut. Denn das alte oder neue Bundesheer, für das wir am 20. Jänner stimmen, wird - diesmal wohl wirklich - bis zu zehn Jahre in Stein gemeißelt sein (siehe Seite 11). Die Wut verfliegt, das Bundesheer bleibt.

Außerdem ist auch beim Abstimmungsweltmeister Schweiz ein Parteien-Hickhack vor Befragungen nichts Ungewöhnliches. Was das zu Recht beklagte Informationsdefizit betrifft: Beim Familientreff oder am Stammtisch beim Eckwirten scheint das Thema Bundesheer bereits angekommen, die Leut´ sind vielleicht viel informationshungriger als unterstellt. Und noch sind zwei Wochen Zeit.

Die Parteien vergisst man bis zum 20. Jänner am besten, denn jetzt ist das Volk am Wort. Und wer nach der Volksbefragung noch immer wütend ist und seinem Ärger Luft machen möchte: Das Superwahljahr 2013 hat ja gerade erst begonnen.