Zum Hauptinhalt springen

Intrigantenstadl

Von Andreas Rauschal

Kommentare

Der Trend zum Epochenrevival via 20er-Jahre-Party oder Mittelalterfest lässt bisweilen vergessen, dass die Welt früher auch nicht unbedingt besser war. Und so bleibt es das (oft einzige) Verdienst in der Vergangenheit angesiedelter TV-Epen, uns diesen Umstand per Hexenverbrennung, Meuchelmord, mangelnder Wasserversorgung und exakt keiner WLAN-Connection vor Augen zu führen. Nein, da wollen wir nicht mehr hin!

Der internationale, von Ridley Scott produzierte und dank eines Budgets von 20 Millionen Euro opulent ausgefallene Zweiteiler "Das verlorene Labyrinth" bildete diesbezüglich keine Ausnahme. Allerdings ließ die Verfilmung des gleichnamigen Kate-Mosse-Romans, die die Gralsgeschichte zur Zeit des Kreuzzugs gegen die Katharer mit einem Handlungsstrang in der Gegenwart verknüpfte, auch den Umkehrschluss nicht zu: Gesellschaftsunterwandernde Geheimbünde mit guten Kontakten, Überwachungstendenzen und der Mensch als solcher bewiesen, dass auch die Gegenwart nicht mehr ist, was sie einmal war. Dass wir nichts aus der Geschichte gelernt haben, offenbarte sich unter anderem an den Nebenschauplätzen. Während Intrigen früher von Lauschangriffen neugieriger Ohrwaschel auf noch nicht schallisolierte Türen ausgingen, unterhielten sich die tief im Verschwörungsstrudel gefangenen Protagonisten der Jetztzeit gemütlich am iPhone. Das ist gefährlich, aber egal. Schon in tausend Jahren werden wir selbst das Mittelalter gewesen sein.