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Vielleicht naiv, aber auch konsequent

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

"Ich habe immer gesagt: ,Nimm mir alles, aber nicht den Ball‘", meinte Marko Arnautovic unlängst anlässlich seiner Suspendierung bei Werder Bremen. Vielleicht sollte Marcel Koller das beherzigen und mit dem Wegnehmen der Autoschlüssel beginnen. Österreichs Teamchef hat dem Angreifer seine nächtliche Raserei samt angeblicher Auseindersetzung mit der Polizei verziehen ("Es war ja kein Banküberfall") und ihn in den Kader für das WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden am 7. Juni einberufen. Das zeugt in den Augen vieler Betrachter von Naivität. Schließlich strahlt ein Marko Arnautovic in einem Mannschaftssport, der sich seiner Vorbildwirkung rühmt, abseits des Platzes mitunter genauso viel Gefahr aus wie in Bestform auf dem Rasen. Andererseits ist die Entscheidung konsequent. Koller reagiert nicht auf Zwischenrufe und bleibt seiner Linie treu. Die glaubt er mit seinem Stamm, zu dem der 24-Jährige aufgrund seiner Fähigkeiten zählt, am besten durchziehen zu können. Das war für Koller letztlich auch die entscheidende Frage: "Wollen wir auf seine Qualitäten verzichten? Auf uns wartet ein extrem wichtiges Spiel, dafür brauchen wir die Besten", sagt er. Und immerhin wurde einer seiner Vorgänger für seine damals eh missverstandene Aussage, "nicht die Besten, sondern die Richtigen" einzuberufen, von weiten Teilen der Öffentlichkeit kritisiert. Wie man’s macht, ist’s also eh falsch. Wenn es Koller allerdings gelingt, den Widerspenstigen nicht nur zu zähmen, sondern auch noch jene Qualitäten aus ihm hervorzukitzeln, von denen er spricht, wird er schon sehr viel richtig gemacht haben.