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Blatter wirbt für Blatter

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

Angekündigte Revolutionen finden selten statt. Das wird auch beim Weltfußballverband nicht anders sein, wenn er dieser Tage seinen Demokratisierungsprozess zu einem Ende bringen will. Natürlich sieht das Joseph Blatter anders. Er habe "erhebliche Anstrengungen" unternommen, um der Fifa zu mehr Transparenz zu verhelfen, wirbt er vor dem Fifa-Kongress auf Mauritius für sich selbst. Doch was ist tatsächlich davon zu erwarten? Viel ist ja nicht gerade passiert in den vergangenen Jahren. Der Verdacht, dass bei der WM-Vergabe an Katar 2022 nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist, hat sich eher erhärtet als falsifizieren lassen. Konsequenzen gab es keine - abgesehen davon, dass einige Funktionäre, die Blatter unangenehm wurden, gehen mussten. Und die groß angekündigten Reformen wurden zuletzt schon zu Reförmchen eingestampft. Einen externen Integritätstest wird es für Mitglieder des Exekutivkomitees nicht geben. Ob eine Alters- oder Amtszeitbegrenzung kommt, ist ebenfalls ungewiss. Dass internationale Anti-Korruptionsorganisationen den angeblichen Reformbemühungen ein schlechtes bis desaströses Zeugnis ausstellen, interessiert Blatter indessen nicht. "Sie haben ihre eigenen Vorstellungen, was ich auch akzeptiere", sagt er. Eh schön, man muss schließlich nicht immer einer Meinung sein. Dass er sich nun als Chefdemokratisierer verkauft, ist aber in etwa so glaubwürdig wie der sprichwörtliche Bock als Gärtner.