Online Falschparker anzeigen. Schöne neue Welt. Wie gemacht für eine Neid- und Vernaderungsgesellschaft. Und die Wiener Seele ist ja nicht gerade eine Ausgeburt an Verständnis, Einfühlsamkeit und Toleranz. Früher waren es die Pensionisten, die im Unterleiberl und mit Polster am Fensterbrett lehnend herunterschimpften, wenn ein Vierbeiner sein Häufchen mitten auf den Gehsteig pflanzte, Kinder trotz Verbotsschild den Ball durch die Gasse kickten - oder ein Auto im Parkverbot stehenblieb.
Bald werden bereits Teenager mit ihren Smartphones auf der Straße stehen und mit ihrer Falschparker-App in Bürgerwehr-Manier für Recht und Ordnung sorgen. Wer falsch parkt, wird quasi in Echtzeit angezeigt. Voraussetzung ist ein ausgefülltes Online-Formular und ein Beweisfoto. Und die Stadt freut sich über die "aufgeppte" Einnahmequelle.
In ein paar Jahren kann man dann die Nachbarin dabei filmen, wie sie das Vermächtnis ihres Chiwawas liegen lässt und umgehend per Gackerl-App Anzeige erstatten. Die Kinderlärm-App sorgt dafür, dass die Fußbälle aus den Gassen verschwinden. Und wenn Nummerntaferln für Fahrräder kommen, dann wird es bei den Wienern kein Halten mehr geben: Die Stadt wird ihren Aufnahmestopp aufheben müssen, um das Personal der MA67 aufstocken zu können. Die MA67 wird zur mächtigsten Magistratsabteilung Wiens und deren Leiter zum nächsten Bürgermeister.