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Die Wahrheit in homöopathischen Dosen

Von Christian Mayr

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Irgendwie kommt einem das alte Lied von Georg Danzer in den Sinn: "Des kaun do no ned ollas gwesen sein". Als der gefallene Radstar Lance Armstrong angesichts unwiderlegbarer Beweise im Jänner dieses Jahres an die Öffentlichkeit trat und bei Talk-Queen Oprah Winfrey mehr schlecht als recht um Ablass bat, war aller Welt klar: Dieses Teilgeständnis konnte noch nicht alles gewesen sein im krimiverdächtigen größten Dopingsskandal der Sportgeschichte. Und tatsächlich, der ehemalige Siebenfach-Tour-Champion rückt langsam mit der (hoffentlich) vollen Wahrheit raus - nämlich dass er offenbar doch potente Mithelfer in den Reihen des Radweltverbandes UCI hatte. So belastet er nun in einem Interview mit der "Daily Mail" den früheren UCI-Präsidenten und jetzigen IOC-Funktionär Hein Verbruggen, dass dieser bei Armstrongs erstem Tour-Sieg 1999 mitgeholfen habe, eine positive Dopingprobe zu vertuschen. "Das ist ein echtes Problem für mich, das ist der K.o.-Schlag für unseren Sport, ein Jahr nach der Festina-Affäre. Wir müssen uns etwas einfallen lassen", soll Verbruggen zum damaligen Cortison-Sünder gesagt haben. Und schon sei ein Rezept für eine Salbe vordatiert worden. Damit dürfen wir gespannt erwarten, wie es in dieser noch lange nicht ausgestandenen Affäre weiter geht. Doch statt die Wahrheit in homöopathischen Dosen zu verbreiten, sollte Armstrong besser heute als morgen reinen Tisch machen - jetzt wollen wir auch wissen, wer seine Doping-Domestiken bei den anderen sechs Tour-Siegen waren.