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Olympia macht nicht unsterblich

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

Manche mögen es ein Wunder nennen, andere einfach nur dumm. Nur 13 Tage nach seinem Sturz beim Skifliegen am Kulm verkündete Thomas Morgenstern, dass er die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Sotschi aufnehmen und dort nicht einmal einen Monat nach dem Unfall, dessentwegen er tagelang im Krankenhaus auf der Intensivstation liegen musste, an den Start gehen will. Dass ein Sportler so schnell wie möglich fit werden will, ist nur logisch - und wenn aus medizinischer Sicht nichts dagegen spricht, warum nicht?

Doch ganz so einfach ist es dann doch wieder nicht. Hermann Maiers legendärer Ausspruch nach seinem Nagano-Abflug, wonach er "unsterblich" werden würde, sollte er danach noch Gold holen, hatte - kritisch betrachtet - etwas Anmaßendes. Und wird nur deswegen in der öffentlichen Wahrnehmung nicht so gesehen, weil er tatsächlich Gold holen und damit weltweit zum Helden avancieren sollte. Anderen erging es weniger gut, nicht selten bezahlen Sportler den unbedingten Kampf um Olympia mit schlimmeren Verletzungen, schlag nach bei Lindsey Vonn. Morgenstern mag seinen Körper als Spitzensportler besser kennen als viele andere, mental in einer Verfassung sein, wie sie nur wenige andere haben. Doch Olympia wird für Sportler derart zum Höchsten stilisiert, dass viele bereit sind, Alarmzeichen zu ignorieren. Morgenstern ist zu wünschen, dass er bis dahin tatsächlich wieder komplett fit wird. Sollte es sich aber nicht ausgehen, würde es auch von Größe zeugen, den Kampf gegen die Zeit aufzugeben. Eine weitere Verletzung zu riskieren, ist nicht einmal Olympia wert.