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Hechelnd hinterher

Von Petra Tempfer

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Klapp - der Geschirrspüler ist zu, und die glückselig lächelnde Hausfrau befreit sich von ihrer Schürze, um sich mit einer Illustrierten auf die Couch zu werfen. So oder ähnlich sind Werbespots der 1950er und 1960er Jahre inszeniert, als die ersten Haushaltsgeräte salonfähig wurden. Heute, mehr als ein halbes Jahrhundert später, sind wir umgeben von elektronischen Haushaltshilfen, die surrend und spülend unsere Arbeit erledigen. Kaum jemand macht sich mehr beim Tellerreinigen die Finger nass oder weiß noch, wie die Wäsche mit Waschrumpel und Wasser sauber wird.

Und dennoch haben wir weniger Freizeit als früher - ist dieses ganze Gerede vom technischen Fortschritt am Ende eine Farce?

In gewisser Hinsicht ja. Oder wechseln Sie nicht täglich Ihre Wäsche? Denn als Antwort auf die Erleichterungen im Haushalt genießen wir seltsamerweise nicht die gewonnene Zeit, sondern schrauben stattdessen unsere Ansprüche an die Sauberkeit in die Höhe - was zur Folge hat, dass wir mit dem Befüllen und Leeren der Waschmaschine kaum nachkommen. Gleichzeitig hat sich eine Palette an Freizeitangeboten, Fernsehsendern und Videospielen entfächert, die wir nie alle werden nutzen können. Selbst in seiner freien Zeit rastet man nicht, man hechelt hinterher. Früher, als man für Wege, Haus- und Büroarbeit länger brauchte, scheint das Leben langsamer gewesen zu sein. Heute geht alles dreimal so schnell - aber eben auch die Zeit rast - und wir rasen mit ihr. Vielleicht ist es die Angst, einmal nicht alles erlebt zu haben. Dabei ist Nichtstun die wahre Kunst, die man lernen sollte. Der Gewinn ist einzigartig: die gefühlte Langsamkeit der Zeit.