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Präsident vermittelt in Sorgerechtsstreit

Von Alexander U. Mathé

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Zwist zwischen französischer Journalistin und mexikanischem Politiker sorgt für Spannung zwischen den beiden Ländern.


Am 16. Dezember 2011 hat Maude Versini ihre drei Kinder das letzte Mal in den Armen gehalten. Dann setzte sie sie in den Flieger nach Mexiko. Dort sollten sie die Weihnachtsfeiertage mit ihrem Vater verbringen und anschließend - so wie es das mexikanische Scheidungsgericht entschieden hatte - nach Frankreich zurückkehren. Doch das taten sie nicht. Seither beschäftigt der Fall Gerichte und Medien auf beiden Seiten des Atlantiks. Wie so oft hatte zu Beginn alles wunderbar ausgesehen: Bei einem Interview im Jahr 2000 funkte es zwischen der Journalistin des renommierten Magazins "Paris Match", Versini, und dem Gouverneur des Bundesstaats Mexiko, Arturo Montiel Rojas, der sogar als heißer Kandidat für das Präsidentenamt gehandelt wurde. Zwei Jahre später heiratete die Französin den um 30 Jahre älteren Mexikaner, dessen ältester Sohn zwei Jahre älter sie selbst ist. Die Gesellschaftsgazetten feierten das romantische Ereignis, es folgten die gemeinsamen Kinder und schließlich - 2007 - die Scheidung. Die Kinder blieben laut Gerichtsbeschluss bei der Mutter in Frankreich, verbrachten aber die Hälfte ihrer Ferien beim Vater. Doch als sie im Dezember 2011 in Mexiko ankamen, ging Arturo Montiel vor Gericht, wo er erklärte, die Kinder seien physisch und psychisch von der Mutter misshandelt worden. Daraufhin - und ohne die Mutter zu einer Anhörung vorzuladen - wurde ihm das alleinige Sorgerecht übertragen. Die Kinder blieben in Mexiko. Davon habe sie überhaupt erst von ihrem Ex-Mann erfahren, erklärt Versini, die nichts unversucht lässt, ihre Kinder zurückzubekommen. Ein französisches Gericht bescheinigte ihr, dass der Vorwurf der Kindes-Misshandlung nicht zutreffe. Auch in Mexiko beschritt Versini den Rechtsweg und gewann - zwei Mal: Ein Gericht verfügte letzten Mai, dass die Kinder der Mutter zurückzugeben seien. Montiel berief, verlor und berief erneut, wodurch das Urteil nicht rechtskräftig ist. Politische Brisanz erreichte der Fall nicht nur dadurch, dass Montiel einer der einflussreichsten Politiker seines Landes war. Er ist auch ein Verwandter und politischer Ziehvater des mexikanischen Präsidenten Enrique Peña Nieto. Hinzu kommt, dass Montiel aufgrund von Korruptionsvorwürfen, die allerdings nie bestätigt werden konnten, recht umstritten ist. Im amerikanischen Magazin "Forbes" schaffte er es 2013 unter die Top Ten der "korruptesten Personen in Mexiko". Umstritten war Montiel aber auch schon zu seiner Zeit als Gouverneur, als er mit Sprüchen wie "Menschenrechte sind für Menschen da und nicht für Ratten" aufhorchen ließ. So überschattet die Affäre nun sogar den Staatsbesuch von Frankreichs Präsidenten François Hollande in Mexiko. Ihr sei versichert worden, der Präsident werde für sie intervenieren, wenn auch nicht offiziell, erklärt Versini, die hofft, ihre Kinder irgendwann wieder in die Arme schließen zu können.