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Wenn der Fluch im Nacken sitzt

Von Christian Mayr

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Es gibt einige wenige Konstanten im Fußball: Engländer verlieren immer ein Elfmeterschießen (Ausnahme: EM-Viertelfinale 1996 gegen Spanien), Österreich schafft keine relevanten Auswärtssiege (Ausnahme: 1:0 in Schweden vor 18 Jahren) und Benfica Lissabon verliert immer ein Europacup-Finale (Ausnahme seit 1962: keine). In der Tat ist die Niederlagenserie in den kontinentalen Endspielen für den portugiesischen Verein schon unheimlich. Die Final-Pleite gegen den FC Sevilla war die bereits achte, die zweite in Serie in der Europa League (1963, 1965, 1968, 1983, 1988, 1990, 2013, 2014). Wer sich das etwas langatmige Finale in Turin bis zum Schluss angesehen hat, der spürte förmlich, dass der Sieger am Ende nur Sevilla heißen konnte. Denn Guttmann-Fluch hin oder her, mit der Last von sieben Niederlagen im Angesicht eines möglichen Triumphes in ein Elfmeterschießen zu gehen, ist eine zusätzliche psychische Belastung. Und jede Penalty-Entscheidung ist ausschließlich eine im Kopf. Besonders deutlich machte das Benfica-Stürmer Óscar Cardozo, der schon im zeitlupenhaften Anlauf signalisierte, dass ihm die Angst vor dem Versagen im Nacken sitzt. Er verschoss seinen Elfer - der Anfang vom Ende aller Träume. Stattdessen wurde das Europacup-Trauma einzementiert. Die Sevilla-Spieler hingegen versenkten ihre Elfer wie im Schlaf, was gewiss auch daran lag, dass die Spanier den Bewerb schon 2006 und 2007 gewonnen hatten. Die einen agierten mit der Leichtigkeit des Wieder-siegen-Könnens, die anderen fürchteten sich vor der Erfüllung einer verfluchten Prophezeiung. Das machte letztlich den Unterschied.