Zum Hauptinhalt springen

Immer diese Abkürzungen

Von Edwin Baumgartner

Kommentare

Da überholt mich in der Stadionallee ein Auto der Wiener Feuerwehr - und ich glaub’, ich fall’ vom Rad: Untersteht die Wiener Feuerwehr nun der "Kraft durch Freude"-Organisation? Oder doch der "Kanzlei des Führers"? Es liegt gewiss nur an mir, dass ich mich frage, ob man einen Schlauch in Hakenkreuzform aufrollen kann und wie der Gruß der Feuerwehrleute ausschaut. Ausgestreckte Arme könnten bei der Brandbekämpfung immerhin zu Missverständnissen führen: Der Feuerwehrmann meint, der Brandmeister wolle den Strahl mehr nach oben gerichtet wissen, der Brandmeister hingegen möchte bloß seinen Mitstreiter mit "Heil Florian" begrüßen.

Ganz ausdrücklich: Ich unterstelle der Wiener Feuerwehr keine nationalsozialistischen Tendenzen. Ich zeihe sie indessen der völligen Gedankenlosigkeit.

Um die Fragezeichen des Lesers damit nun zu tilgen: Der mich überholende Wagen trug die Aufschrift "KdF". Und "KdF" ist ein klar nationalsozialistisch besetztes Kürzel. Es stand im Abkürzungswahn des sogenannten Dritten Reichs sowohl für dessen Freizeitorganisation "Kraft durch Freude" als auch für "Kanzlei des Führers". Der Wiener Feuerwehrmann liest das hingegen als "Kommandofahrzeug".

Es kann und darf nicht angehen, dass die Sprache der Nationalsozialisten in städtischen und staatlichen Organisationen verwendet wird - auch dann nicht, wenn die Abkürzungen mit anderen Inhalten besetzt sind. Rein sprachlich ist das "d" unnötig. Ein "KF" tut’s auch. Denn eine Verwechslung eines Feuerwehrkommandofahrzeugs mit "Kaliumfluorid" ist eher unwahrscheinlich.