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Frauen sind stolz auf Conchita Wurst

Von Edwin Baumgartner

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Irgendetwas macht Conchita Wurst für die Österreicherinnen grundrichtig und für die Österreicher grundfalsch. Das ergibt sich aus einer Befragung des Focus-Instituts. Nur 14 Prozent der Frauen geben an, "überhaupt nicht stolz" auf den österreichischen Sänger Tom Neuwirth zu sein, der mit seiner transsexuellen Kunstfigur den Eurovision Song Contest für sich entschied.

26 Prozent der Männer geben allerdings an, "überhaupt nicht stolz" auf Conchita Wurst zu sein - was ja kein Beinbruch ist, denn ganz ehrlich: Ich bin auch nicht auf jeden Österreicher stolz, der sich in der Öffentlichkeit präsentiert. (Im Grunde frage ich mich überhaupt, wie man auf eine Leistung stolz sein kann, zu der man selbst nichts beigetragen hat - aber das ist ein anderes Thema.)

Doch die Studie legt ebenso klar massive Vorbehalte gegen Conchita Wurst offen. Dass man die mit "eher männlich, eher älter" festmachen kann, ist demografisch zweifellos zutreffend. Eine Entwarnung wäre indessen verfrüht. Denn die Aggressivität der Kommentare, etwa auf Facebook, spricht eine deutliche Sprache, und die Konsequenz, mit der Homosexuelle und Pädophile in einen Topf geworfen werden, um sozusagen jene durch diese zu kriminalisieren, zeigt, dass Conchita Wurst, ebenso wie der Life Ball, offenbar nur bei jenen auf Akzeptanz stößt, die für die Thematik ohnedies schon im Vorfeld sensibilisiert waren. Solange Conchita Wurst als einzelner Paradiesvogel wahrgenommen, der homosexuelle Nachbar aber als "Schwuchtel von nebenan" weiter diskriminiert wird, hat unsere Gesellschaft nach wie vor ein Problem.