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Auch Wut gehört korrekt entsorgt

Von Bernhard Baumgartner

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Was macht der Österreicher, wenn er sich so richtig ärgert? Runterschlucken? Fluchen? Zurücktreten? Nein, er pudelt sich gepflegt auf - und zwar (idealer Weise) bei Leuten, die zwar jetzt dran auch nix ändern können, die aber mehr oder weniger bereit sind, sich die Suada anzuhören. Nicht umsonst ist das Salzamt eine Wiener Traditions-Institution. Denn der Wiener braucht keine teuren Therapien, um zu wissen: Rauslassen tut gut!

Das macht sich jetzt der Privatsender Puls4 zunutze und startet eine Sendung für Wutbürger. Unter dem Motto "Sag’s nicht mir, sag’s Puls4" sollen "Sorgen, Ärger, Unmut oder Ideen" öffentlich gemacht werden. Man wolle "Missstände schonungslos aufdecken" und die "Anliegen wütender Österreicher kanalisieren".

Die Idee ist freilich nicht gänzlich neu. Treue Zuseher der Barbara- Karlich-Show (ja, die gibt es immer noch - echt!) wissen, dass sich dort schon so manches wutbürgerliche Prachtexemplar um Kopf und Kragen geredet hat. Auf einem etwas anderen Niveau macht das die Sendung "Volksanwalt - Gleiches Recht für alle", die nach der Sommerpause als "Bürgeranwalt" einen Relaunch erhält. Neu ist, dass nicht nur die Volksanwälte, sondern auch andere Ombudsmenschen Fälle vortragen dürfen. Hier allerdings sieht der Wutbürger selten Land, schließlich wird dem mehr oder weniger echauffierten Stimmvieh dort in eloquenter Weise von der Obrigkeit gesagt, dass er sich bitte schleichen kann.

Daher kann man Puls4 nur den Rat geben: Nur nicht zu viel recherchieren! Tatsachen können einem ja die schönste Wutrede zusammenhauen.