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Platinis Drohung ist ein Eigentor

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

Michel Platini gegen Franck Ribéry, das ist Brutalität - und die Grande Nation wieder einmal in Sachen Fußball eine zerstrittene. Weil der Topstar der Franzosen nicht mehr das Dress der Équipe tricolore tragen will - er begründete das damit, mehr Zeit mit der Familie verbringen und sich mehr den Trophäenkämpfen mit seinem Klub FC Bayern widmen zu wollen -, hat er sich den Ärger seines legendären Vorgängers als Frankreichs Fußball-Aushängeschild und nunmehrigen Uefa-Präsidenten Platini eingehandelt. Der verschärfte am Wochenende in der "Bild am Sonntag" noch einmal die Gangart: Wenn Ribéry einer möglichen Einberufung nicht nachkomme, werde er einfach für Spiele mit den Bayern gesperrt. Was nach Erpressung klingt, ist durch die Statuten gedeckt. Doch zielen diese eher auf die Abstellungspflicht der Vereine ab, nicht darauf, abtrünnige Spieler zu maßregeln. Nun kann man als französischer Fußball-Fan durchaus enttäuscht sein. Doch in anderen Ländern - siehe Deutschland, wo der um ein Jahr jüngere Philipp Lahm auch nicht mehr will - geht’s ja auch. Und Ribéry, der sich mit 31 Jahren zuletzt immer wieder mit Verletzungen herumplagte, deswegen auch schon die WM in Brasilien verpasste und dabei laut allgemeinem Tenor gar nicht so wirklich gefehlt hat, muss seinen Körper am besten kennen. Um sich vor einer Strafe zu drücken, könnte er eine Verletzung vortäuschen, er könnte auch spielen und das lustlos tun, womit das Team wieder vor einer Zerreißprobe stehen würde. Wem also nützt die Drohung Platinis? Niemandem, am wenigsten ihm selbst. Der Franzose musste erst kürzlich eine sportpolitische Niederlage hinnehmen, als er erklärte, auf eine Kandidatur auf das Fifa-Präsidentenamt zu verzichten - auch wenn er selbst das freilich anders darstellte. Die Untersuchung der Korruptionsvorwürfe rund um die Vergabe der WM 2022 könnte auch ihn in Bedrängnis bringen. Nun hat er also ein recht populistisch anmutendes Nebenspielfeld eröffnet. Doch angesichts des ihm entgegenschlagenden Unverständnisses dürfte er auch dort gerade ein Eigentor erzielt haben.